Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Das Sternenschloß der Weisheit


Es war Mani auch durch­aus ein­leuch­tend, daß der Meis­ter gleich­zei­tig zu je­dem ein­zel­nen der un­zäh­li­gen ver­sam­mel­ten Schü­ler et­was an­de­res sag­te und daß auch je­der hier nur sei­ne ei­ge­ne Ant­wort auf sei­ne ganz per­sön­li­chen Fra­gen er­hielt – wäh­rend er die Ant­wor­ten, wel­che an die an­de­ren ge­rich­tet wa­ren, gar nicht wahr­nahm.

Bei die­sen Über­le­gun­gen Manis er­reich­ten die bei­den Ge­schwis­ter schließ­lich ei­ne herr­li­che, son­nen­gleich leuch­ten­de, viel­gol­de­ne, reich mit Edel­stein­ge­wäch­sen ver­zier­te Em­pfangs­hal­le, setz­ten sich dort auf be­reit­ste­hen­de, schön­ge­schmück­te Ses­sel und war­te­ten.

Sol stell­te den Korb, den er auf der gan­zen Rei­se ge­tra­gen hat­te und wel­chen ihm sei­ne Schwes­ter auch nicht hat­te ab­neh­men kön­nen, auf ei­nen klei­nen Tisch.

Dann ging er zu ei­ner der gol­de­nen Op­fer­scha­len, in wel­che die Ran­ken der wun­der­kräf­ti­gen Blü­ten den gold­wei­ßen Nek­tar der Ster­nen­strö­me er­gos­sen, und schöpf­te zwei gol­de­ne Be­cher von dem be­rau­schen­den Him­mels­trank.

Schließ­lich kehr­te er mit den ge­füll­ten Be­chern zu sei­ner Schwes­ter zu­rück, reich­te die­ser ei­nes der Ge­fä­ße und setz­te sich ne­ben sie auf dem Ses­sel nie­der.

Sie tran­ken von dem Göt­ter­saft, und so­fort ent­fal­te­ten sich in Manis In­ne­rem wie­der die Mil­li­o­nen Strö­me der Glück­se­lig­keit. Wie ihr Bru­der schloß auch sie die Au­gen und ver­sank in die gold­wei­ßen Schau­er der rei­nen Er­kennt­nis.

Als Mani wie­der aus ih­rem tie­fen, in­ne­ren Wel­ten­ge­sche­hen er­wach­te und lang­sam die Au­gen öff­ne­te, da sah sie vie­le Jun­gen und Mäd­chen in der Hal­le ver­sam­melt, wel­che mun­ter mit­ein­an­der plau­der­ten.

Ei­ne gan­ze An­zahl von Grup­pen saß oder stand an ver­schie­de­nen Stel­len des Rau­mes und sprach an­ge­regt über die un­ter­schied­lichs­ten Übun­gen, wel­che sie ent­we­der durch­ge­führt hat­ten oder noch durch­zu­füh­ren plan­ten.

Es wa­ren über­wie­gend rei­fe, wür­di­ge Män­ner und Frau­en, die Mani hier ver­sam­melt sah, und sie schloß dar­aus, daß es sich hier zu­min­dest über­wie­gend um Lei­ter der Übun­gen han­del­te oder um die Rich­ter, wel­che den Er­folg der ein­zel­nen Übun­gen zu be­ur­tei­len hat­ten.

Die gro­ße Ver­samm­lung war wohl vor­über, und al­le die­se Per­so­nen hier war­te­ten jetzt wahr­schein­lich auf ir­gend­wel­che Tref­fen mit dem Meis­ter, um al­te Übun­gen ab­zu­schlie­ßen, die Er­geb­nis­se aus­zu­wer­ten und gleich­zei­tig neue Übun­gen vo­rzu­be­rei­ten.

Mani hat­te hin­ter all die­sen phan­tas­ti­schen Übun­gen die­sen sys­te­ma­ti­schen, prak­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­ons­auf­wand gar nicht er­war­tet.

Of­fen­sicht­lich ver­lief in un­mit­tel­ba­rer Nä­he des wei­sen Herr­schers über die­se In­sel des Glücks al­les Ge­sche­hen in ganz ur­sprüng­li­chen, ein­fa­chen Bah­nen – völ­lig ohne den äu­ße­ren Glanz des Über­na­tür­li­chen; ja, Mani ent­deck­te sich so­gar bei dem Ge­dan­ken, daß ihr die­ses schlich­te Trei­ben hier in der al­ler­höchs­ten Hö­he des Ber­ges – wenn sie ein­mal von der all­ge­mei­nen Schön­heit des Pa­las­tes und dem wun­der­wir­ken­den Ge­tränk ab­sah – schon selbst wie­der wie ein Wun­der er­schien.

Ge­ra­de hier hät­te sie die höchs­te äu­ße­re Ent­fal­tung der über­na­tür­li­chen Fä­hig­kei­ten er­war­tet – so, wie sie die­se auf ih­rem gan­zen We­ge ja mit ei­ge­nen Au­gen ge­se­hen und mit ih­rem ei­ge­nen Ge­fühl und Ver­stand er­lebt hat­te.










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