Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Die Regenbogenschlösser der Nacht

Das Regenbogenschloß des Vollmondes


Mit die­sen Wor­ten Sols gin­gen sie in das nächs­te Schloß; und Mani emp­fing so­fort ei­ne wun­der­bar leuch­ten­de, sil­ber­wei­ße, fun­keln­de Hel­lig­keit, so als gin­ge sie durch hauch­zar­ten, son­nen­be­strahl­ten Schnee – oder, als ging sie ge­ra­de­wegs in den Mond hin­ein.

Sie fühl­te sich so­fort an den „Wald der stil­len We­ge“ er­in­nert.
Dort hat­te sie die­se mil­de, küh­len­de, un­end­lich er­fri­schen­de Hel­lig­keit ja auch schon er­lebt.

Die tie­fe Stil­le, die sie hier mit ih­ren vie­len, ganz wei­chen Ar­men um­fing und sie in über­flie­ßen­de Strö­me der Se­lig­keit hüll­te, be­raub­te sie je­der ei­ge­nen Über­le­gung, denn die­se könn­te ihr nur ge­rin­ge­re Se­lig­keit schen­ken.

Und ganz na­tür­lich be­ru­hig­te sich ihr Geist, wie in im­mer fei­ne­re Tau­mel der Se­lig­keit ein­tau­chend, bis Mani nur noch emp­fand – schon gar nicht mehr wirk­lich dach­te, nur noch ganz zart ver­spür­te: hier woll­te sie sich auf im­mer und ewig nie­der­las­sen, und in die­ser gren­zen­lo­sen Se­lig­keit wünsch­te sie für al­le Zei­ten nur noch zu ru­hen wie auf ei­nem un­end­lich wei­chen, schnee­wei­ßen, gro­ßen Kis­sen der un­be­grenz­ten Le­bens­freu­de.

Als Mani ge­ra­de ent­schlos­sen nie­der­sin­ken woll­te, da be­gann ihr Bru­der wie­der ganz lei­se zu sin­gen; und so­gleich ent­stand auch in Mani wie­der ein Ge­dan­ke, brei­te­te sich in ih­rem Geis­te im­mer wei­ter aus, und sie er­in­ner­te sich schließ­lich wie­der: „Ach ja, wir wol­len ja durch die­ses wun­der­ba­re Schloß der leuch­ten­den Se­lig­keit hin­durch zum gol­de­nen Pa­last auf der Hö­he ge­lan­gen.“

Und so schritt sie jetzt wie­der mun­ter und voll Freu­de ne­ben ih­rem Bru­der her – neu­en Ge­fil­den un­be­grenz­ten Glücks ent­ge­gen.
Bald hat­ten sie auch die­sen Turm der sil­ber­wei­ßen Se­lig­keit durch­quert und tra­ten durch das Tor wie­der auf die schil­lern­de Re­gen­bo­gen­brü­cke.

„In die­sem vier­ten Turm herr­schen die Kräf­te, wel­che das rei­ne Be­wußt­sein re­gie­ren“, er­klär­te Sol.

„Sie ver­set­zen je­den Men­schen, der nicht ei­ge­ne Macht über sein Be­wußt­sein er­run­gen hat, in den be­se­li­gen­den Zu­stand der ru­he­vol­len Wach­heit; denn es sind die­je­ni­gen all­mäch­ti­gen kos­mi­schen Kräf­te, wel­che in der Na­tur so­wohl die Ge­dan­ken als auch die Sin­ne der Wahr­neh­mung zü­geln, so, als wä­ren die­se mäch­ti­ge Ros­se – wie wir das ja auch schon im ers­ten Turm er­lebt ha­ben.

Im Un­ter­schied zum Tief­schlaf je­doch zü­geln die un­end­lich viel mäch­ti­ge­ren Kräf­te, wel­che in die­sem Turm hier herr­schen, die Ge­dan­ken und die Sin­ne nicht von au­ßen, son­dern von in­nen her – aus der Tie­fe des Geis­tes und von der Tie­fe der Sin­ne.

Wäh­rend im ers­ten Turm Geist und Sin­ne über das Her­ab­set­zen der Kör­per­funk­tio­nen ge­zü­gelt wur­den und so schließ­lich den Be­wußt­seins­zu­stand des Tief­schlafs her­bei­führ­ten, wer­den hier Geist und Sin­ne macht­voll mit rei­nem Be­wußt­sein durch­strahlt.
Und durch die Er­fah­rung der tie­fen, stil­len Se­lig­keit, wel­che ih­nen das Licht des rei­nen Be­wußt­seins ver­mit­telt, be­gin­nen Geist und Sin­ne, in se­li­ge Ru­he zu ver­sin­ken.










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