Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Die Regenbogenschlösser der Nacht

Das Regenbogenschloß
des zunehmenden Mondes


Nun er­reich­ten sie das drit­te Schloß und tra­ten ein. Auch hier emp­fing Mani wie­der tie­fe Dun­kel­heit, und wie­der zuck­ten im rhyth­mi­schen Wech­sel die grel­len Blit­ze und er­leuch­te­ten die un­end­li­chen Räu­me der Nacht tag­hell; und auch hier schwank­te Mani zwi­schen Schlaf und wir­ren Ge­dan­ken­sprün­gen hin und her.

Dies­mal streb­te sie je­doch von sich aus nach rechts; denn sie war sich si­cher, daß es nur dort wei­ter­gin­ge – daß dies die wah­re Rich­tung wä­re.

Doch ihr Bru­der muß­te sie schnell wie­der bei der Hand fas­sen, da­mit Mani nicht ein­fach da­von­eil­te; den­noch zog Mani mal nach hier, mal dräng­te sie nach dort – kaum, daß sie wie­der mit den Ge­dan­ken­blit­zen aus ih­rem kur­zen, tie­fen Schlaf er­wach­te.

Als Mani nun stär­ker an­fing zu zie­hen und fast schon ge­gen ei­nen an­de­ren Ju­gend­li­chen stieß, von de­nen ja sehr vie­le mit ih­nen durch das Schloß gin­gen, da fing ihr Bru­der wie­der an ganz lei­se zu sin­gen; und so­fort be­ru­hig­te sich in Mani der star­re Sinn, und so ließ sie sich nun wil­lig von ih­rem Bru­der füh­ren.

Bald tra­ten sie wie­der aus dem Schloß her­aus und schrit­ten auf der nächs­ten Brü­cke wei­ter nach oben, dem vor ih­nen im­mer hel­ler er­glän­zen­den, gol­de­nen Pa­las­te ent­ge­gen.

„In dem drit­ten Turm, durch wel­chen wir ge­ra­de hin­durch­gin­gen, herr­schen die­je­ni­gen mäch­ti­gen Kräf­te, wel­che das Wach­be­wußt­sein re­gie­ren“, er­klär­te Sol sei­ner Schwes­ter.

„Sie ver­set­zen je­den Men­schen, der selbst nicht Macht über sein Wach­be­wußt­sein aus­übt, in den Zu­stand der Ver­wir­rung – wie wir dies ja auch vom Traum­be­wußt­sein her ken­nen.

Des­halb ver­liert je­der Un­ge­üb­te in die­sem Turm die Ori­en­tie­rung, und die in­ne­ren Räu­me des Tur­mes wer­den für ihn – wie auch schon im Traum­be­wußt­sein – zum end­lo­sen La­by­rinth.

Er ver­läuft sich ge­nau­so wie der Träu­mer und fin­det nicht mehr den Weg aus dem Wach­turm her­aus.
Er kann sei­ne Rei­se al­so nicht mehr aus ei­ge­ner Kraft fort­set­zen und ist in sei­ner ei­ge­nen Ver­wir­rung ge­fan­gen – so, wie ja auch der Träu­men­de von den Er­leb­nis­sen sei­ner Träu­me ge­fan­gen ist.

Dies­mal je­doch – im Wach­be­wußt­sein, wel­ches beim Nicht­er­leuch­te­ten ge­nau­so wie das Traum­be­wußt­sein aus dem Tief­schlaf ent­springt – bil­det sich der Schrei­ten­de ganz fest ein, die Rich­tung sei­nes We­ges ge­nau zu ken­nen.

Und so strebt er starr­sin­nig mal nach hier und mal nach da.










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