Plötz­lich er­kann­te Mani in­mit­ten die­ser tan­zen­den Viel­falt noch ein­mal gol­de­ne Oa­sen der tiefs­ten Stil­le; um den gol­de­nen Glücks­berg her­um sah sie – wie in­mit­ten der Son­ne – ei­nen Ring fein ge­schich­te­ter, rauch­lo­ser Er­kennt­nis­feu­er an­ge­legt.

Bei je­der Op­fer­stät­te be­fan­den sich jun­ge, gol­den strah­len­de Jun­gen und Mäd­chen; im Lotussitz sa­ßen sie auf reich ver­zier­ten Mat­ten, hat­ten ih­re Au­gen ge­schlos­sen und führ­ten Ver­sen­kungs­übun­gen durch.

Als Mani nun die­se leuch­ten­den Ge­stal­ten sah und spür­te, wie sich von ih­nen die le­ben­di­ge Stil­le so macht­voll ver­brei­te­te, da keim­te in ih­rem Geis­te ganz na­tür­lich der Ge­dan­ke, daß al­le won­ne­vol­len Er­leb­nis­schau­er, wel­che sie schon seit ih­rem Ein­tritt in die Er­kennt­nis­rin­ge im­mer macht­vol­ler durch­rie­selt hat­ten, ur­sprüng­lich von die­sen stil­len jun­gen Men­schen aus­gin­gen; und Mani ahn­te in ih­nen die von der be­leb­ten Stil­le des Seins ge­präg­ten na­tür­li­chen Herr­scher über die al­ler­höchs­te Schöp­fer­kraft.

„Hier in dem son­nen­licht­er­glän­zen­den Fel­de der ab­so­lu­ten Selbst­be­wußt­heit ent­steht und en­det al­les in­ne­re und äu­ße­re Wel­ten­ge­sche­hen und al­le Frei­heit und al­les Schick­sal“, dach­te Mani; „und von hier aus er­wächst al­ler in­ner­lich und äu­ßer­lich er­kenn­ba­re kos­mi­sche Zweck – aber auch al­ler Sinn der­je­ni­gen Na­tur, wel­che sich in Raum und Zeit ent­fal­tet.

Hier al­so steht das Son­nen­tor zur Ster­nen­welt der rei­nen Er­kennt­nis; von hier aus flie­ßen die Göt­ter­strö­me in al­le Wel­ten und näh­ren die Un­sterb­lich­keit; von hier wird aus dem Stoff der Glück­se­lig­keit die voll­kom­me­ne Welt er­rich­tet, ei­ne Welt, die der be­trieb­sa­me Ver­blen­de­te – in die Wirr­nis­se der Sterb­lich­keit ver­strickt – nie­mals schaut, kaum ahnt und vom Stand­punkt ei­ge­ner Un­zu­frie­den­heit aus als un­wirk­lich ab­tut – ei­ne all­mäch­ti­ge Zau­ber­welt, aus wel­cher der Wei­se so wun­der­kräf­tig schöpft.“

„Die­se gol­de­nen Son­nen­op­fer bil­den den le­ben­di­gen Kern al­ler Schöp­fer­kraft“, er­klär­te Sol sei­ner Schwes­ter. „Die gött­li­chen Er­kennt­nis­fun­ken kön­nen nur auf dem lau­te­ren Nähr­bo­den ei­ner wirk­sa­men Op­fer­tä­tig­keit kei­men; die­se Op­fer­hand­lung muß der Mensch im gol­de­nen Be­reich sei­nes ei­ge­nen Ge­wis­sens durch­füh­ren – dort, wo sein schöp­fe­ri­scher Er­kennt­nis­pro­zeß drei­fach vom kos­mi­schen Le­bens­atem zu­sam­men­ge­hal­ten wird.

Da­bei füh­ren die fei­nen wun­der­wir­ken­den Kräf­te des kos­mi­schen Le­bens­hau­ches den Men­schen als un­sterb­lich be­le­ben­de Glücks­im­pul­se zu hö­he­rer Weis­heit.

Die­ses zwei­te gro­ße Haupt­op­fer der mensch­li­chen, all­mäch­ti­gen Schöp­fer­kraft steht un­ter dem Zei­chen der Son­ne – so wie das ers­te gro­ße Haupt­op­fer der mensch­li­chen, all­mäch­ti­gen Schöp­fer­kraft un­ter dem Zei­chen des Mon­des stand und im äu­ße­ren Er­kennt­nis­ring im Lich­te des Mon­des, wel­chen wir ja frü­her durch­schrit­ten ha­ben, in der Trans­zen­denz, statt­fand.

Wäh­rend das gro­ße Mond­op­fer den frei­en Wil­len des Op­fern­den sys­te­ma­tisch in die sil­ber­wei­ße, voll­kom­me­ne, un­end­li­che Welt des rei­nen Be­wußt­seins führt, lei­tet nun die­ses höchs­te Son­nen­op­fer, wel­ches hier – im in­ne­ren Er­kennt­nis­ring im Lich­te der Son­ne – statt­fin­det, den Op­fern­den über die Bah­nen der Selbst­be­wußt­heit in die un­sterb­li­che, gol­de­ne Welt sei­nes rei­nen Ge­wis­sens.

Wäh­rend das höchs­te Win­ter­fest­op­fer der Trans­zen­denz in sei­nem Kern aus der un­ein­ge­schränk­ten Auf­ga­be jeg­li­cher geis­ti­ger Be­gren­zun­gen auf der Ebe­ne des Ver­stan­des be­steht und so mit der Er­lan­gung rei­nen, un­be­grenz­ten Be­wußt­seins der Frei­heit des Wil­lens dient, zielt die­ses höchs­te Som­mer­fest­op­fer, wel­ches hier statt­fin­det, über die Er­lan­gung rei­ner, won­ne­vol­ler Selbst­be­wußt­heit auf die freie Ge­wis­sens­bil­dung; und es führt über die tiefs­ten Tie­fen des Welt­mee­res ganz si­cher zum Oze­an des Seins hin, in wel­chem die Göt­ter ih­ren Herr­scher­sitz ha­ben und von wo aus sie al­le Wel­ten so all­mäch­tig re­gie­ren.