Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Der mittlere Erkenntnisring im Lichte der Sonne


Und als das Heer Helgis nun mit fri­schem Geist aus dem Feld der be­leb­ten Stil­le her­vor­tritt und sein Kö­nig es zu höchs­ter Kampf­be­geis­te­rung an­spornt, doch mit fro­hem Mut die neu­en Krie­ger an­zu­grei­fen, da se­hen die Sol­da­ten in die­sem gan­zen Kriegs­ge­tüm­mel auf ein­mal über­haupt kei­nen Nut­zen mehr – ja sie zwei­feln so­gar an dem Wert der gan­zen Un­ter­neh­mung.

Da­durch, daß dann die Sol­da­ten des Kö­nigs un­ter sei­ner mäch­ti­gen An­lei­tung ih­re Auf­merk­sam­keit auf die fünf­te Grup­pe der von Sawala her­vor­ge­brach­ten Krie­ger len­ken, tre­ten sie in den fünf­ten Haupt­be­wußt­seins­zu­stand ein und er­lan­gen so kos­mi­sches Be­wußt­sein.

Die­ser ge­misch­te Be­wußt­seins­zu­stand be­steht ei­ner­seits aus an­dau­ern­dem rei­nen Be­wußt­sein; doch zu die­ser rei­nen, tie­fen, er­hol­sa­men Ent­span­nung ge­sellt sich gleich­zei­tig noch das re­la­ti­ve Wach­be­wußt­sein oder das re­la­ti­ve Traum­be­wußt­sein hin­zu – so als wenn sich zum leuch­ten­den Voll­mond noch dunk­le Blit­ze hin­zu­ge­sel­len wür­den.

Kö­nig Helgi ist der Zu­stand des kos­mi­schen Be­wußt­seins aus ei­ge­ner Er­fah­rung be­kannt, und ihm ist des­halb auch klar, daß er sei­nen Sol­da­ten jetzt nur noch mit fro­hen Er­mun­te­run­gen auf­war­ten kann; denn der Kos­misch­be­wuß­te in­te­res­siert sich sei­ner Na­tur nach nicht für das be­grenz­te Tun, wel­ches er nun als ein­en­gend emp­fin­det – er öff­net sich nur noch dem Um­fas­sen­den.

Die Sol­da­ten se­hen in dem gan­zen äu­ße­ren Klein­krieg über­haupt kei­nen all­ge­mei­nen Sinn – ei­ne Ein­stel­lung, die im kos­mi­schen Be­wußt­sein völ­lig na­tür­lich ist; denn der Kos­misch­be­wuß­te er­fährt die Welt sei­nes äu­ße­ren be­grenz­ten Han­delns völ­lig ge­trennt von sei­ner kos­mi­schen Exis­tenz!

Auf der im­mer­wäh­ren­den Licht­ebe­ne des Fel­des der be­leb­ten Stil­le er­fährt er sich selbst als un­be­wegt, un­be­irrt, ewig, kos­misch und: als von je­der äu­ße­ren, ver­gäng­li­chen Be­ge­ben­heit wie ge­trennt: er er­kennt sich selbst schon von sei­nem ei­ge­nen Den­ken her als völ­lig un­ab­hän­gig – so wie sich ein Tau­cher auf dem Grun­de des Mee­res von den weit ent­fernt an der Ober­flä­che auf­tre­ten­den Wel­len als ge­trennt und nicht be­wegt er­fährt – selbst wenn viel­leicht auch ge­ra­de an­de­re dort oben mit den ho­hen Wo­gen um ihr Über­le­ben kämp­fen mö­gen.

Und wie der Tau­cher ganz spon­tan kei­ne Lust ver­spürt, in den weit ent­fern­ten Wel­len­gang ein­zu­grei­fen, um dort auch nur mit dem To­de zu rin­gen, weil ihm die Stil­le und tie­fe Ru­he auf dem Mee­res­grund per­sön­lich at­trak­ti­ver er­schei­nen als die Hek­tik des Wel­len­stur­mes in der Hö­he, ge­nau­so ver­spürt – aus der Na­tur sei­ner ei­ge­nen Er­fah­rungs­welt her­aus – der Kos­misch­be­wuß­te nicht im ge­rings­ten Lust, in der äu­ße­ren hek­ti­schen be­grenz­ten Welt zu han­deln; denn durch die se­li­ge, ru­he­vol­le Wach­heit, wel­che er in der Tie­fe sei­nes kos­mi­schen Den­kens an­dau­ernd er­fährt, ist er schon voll­stän­dig be­frie­digt und er­füllt; er sehnt sich da über­haupt nicht nach zu­sätz­li­chen ver­gäng­li­chen und ge­ra­de­zu be­un­ru­hi­gen­den Ver­gnü­gun­gen im äu­ße­ren Tru­bel.

In dem hel­len, kla­ren, lauen Voll­mond­licht sei­nes rei­nen Be­wußt­seins lehnt er das wie dunk­le Blit­ze auf ihn ein­drin­gen­de äu­ße­re Welt­ge­sche­hen in sei­nem schon kos­misch ent­fal­te­ten Geis­te ganz ein­fach ab.

Der Kos­misch­be­wuß­te sieht al­les re­la­ti­ve, äu­ße­re be­grenz­te Er­ken­nen und al­le en­ge Be­trieb­sam­keit des an­ge­streng­ten Han­delns als un­er­meß­lich und weit we­ni­ger be­frie­di­gend an als sei­ne ei­ge­ne ge­wohn­te, an­dau­ern­de, un­ver­än­der­li­che und un­ver­gäng­li­che, in­ne­re se­li­ge Ru­he – sei­nen ganz per­sön­li­chen, voll­stän­di­gen, in­ne­ren Frie­den –, aus wel­chem ihn auch nie­mand he­raus­rei­ßen soll.

So er­scheint es dem Kos­misch­be­wuß­ten ganz ein­fach ab­surd, die äu­ße­re Hek­tik und Be­trieb­sam­keit des Den­kens oder Han­delns mit sei­ner ei­ge­nen, in­ne­ren, stil­len Se­lig­keit zu ver­glei­chen – so, als woll­te man völ­lig wahl­los zer­schla­ge­ne, klei­ne Di­a­mant­split­ter mit ei­nem gro­ßen, herr­lich ge­schlif­fe­nen Di­a­man­ten ver­glei­chen.

Der Kö­nig Helgi kennt die­se Er­fah­rung ge­nau, doch er kennt auch sei­ne ei­ge­ne Pflicht: er muß den Kos­misch­be­wuß­ten zu wei­te­rem, in­ten­si­ven Han­deln be­we­gen, um des­sen wei­te­ren Fort­schritt ab­zu­si­chern.

Des­halb über­re­det der Kö­nig mit un­säg­li­chen Mü­hen sei­ne Sol­da­ten, doch we­nigs­tens so zu tun, als wür­den sie kämp­fen – so wie zum Schein, ganz spie­le­risch und ohne ir­gend­ei­ne Ver­pflich­tung oder nutz­lo­se An­stren­gung.










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