Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Die Geschichte des Mannes mit dem goldenen Bart


Dies fiel den Mi­nis­tern un­ter die­sen neu­en Um­stän­den nicht schwer, und so­fort ver­ab­schie­de­ten sie den Plan und ga­ben Auf­trag, ihn in die Tat um­zu­set­zen.

Die Wa­chen wur­den ein­ge­zo­gen, und schnell ver­brei­te­te sich im gan­zen Lan­de die Kun­de, daß die gu­ten al­ten Zei­ten jetzt wie­der­ge­kehrt sei­en.

In Schar­en ström­ten da wie­der jung und alt her­bei, um sich an dem er­qui­cken­den Trunk zu laben, und die Milch der Kü­he be­ka­men nun wie­der de­ren Käl­ber.

Jetzt ent­war­fen die Mi­nis­ter schnell den ers­ten Brief an den rei­chen Kö­nig und sand­ten ihn mit zwei ganz fin­di­gen, si­che­ren Bo­ten auf die Rei­se.

Die bei­den Ge­sand­ten des Prin­zen woll­ten je­doch so lan­ge ver­blei­ben, bis das gan­ze Pro­jekt ab­ge­wi­ckelt war; dies war den Mi­nis­tern nur recht.

Als die Kö­ni­gin in ih­ren Ge­mä­chern von den Er­eig­nis­sen er­fuhr, lie­fen Trä­nen des Glücks über ih­re Wan­gen; sie hat­te im­mer ge­fühlt, daß es ih­rem Kin­de wohl ge­he; oft war es ihr auch so er­schie­nen, als ob sie sich mit ih­rem ge­lieb­ten Sohn un­ter­hiel­te und er ihr da­bei von sei­nen Rei­sen er­zähl­te.

Der Va­ter hat­te ihr nur ein­mal zu An­fang aus sei­ner Klau­se im Wal­de durch ei­nen ge­hei­men Bo­ten mit­tei­len las­sen, daß er den Jun­gen jetzt zur Aus­bil­dung zu sich ge­nom­men ha­be und daß sie wie­der von ihm hö­ren wer­de, wenn die Zeit ge­kom­men sei.

Nun war die Zeit ge­kom­men, und sie er­sehn­te den Tag, da sie ihr lie­bes Kind wie­der in ih­re Arme schlie­ßen könn­te.
So stand sie nun im­mer am gro­ßen Fens­ter ih­res Ge­ma­ches und war­te­te auf sei­ne An­kunft.

Der Prinz war gar nicht we­nig über­rascht, als er ei­nes Ta­ges von sei­nem Schwie­ger­va­ter ge­ru­fen wur­de und die­ser ihm die Bot­schaft zeig­te.
Da fühl­te er sich wie­der wie zu der Zeit, als er noch die Kör­ner sor­tie­ren und den Ring aus dem Brun­nen fischen soll­te. Er setz­te sich ans Fens­ter, und wäh­rend er hin­aus auf den wei­ten Wald schau­te, be­gann er zu s­in­nen.

Da er­in­ner­te er sich – wie in ei­nem al­ten, tie­fen Traum – an den Mann mit dem gol­de­nen Bart, und des­sen Wor­te beim Ab­schied ka­men ihm wie­der tau­frisch in sei­nen Sinn: „Wenn du in Not ge­rätst, so geh‘ in den Wald und ru­fe: ,Mann mit dem gol­de­nen Bart!‘ Dann will ich kom­men und dir hel­fen. Mei­ne Macht ist groß – grö­ßer, als du denkst –, und Gold, Sil­ber und Edel­stei­ne ha­be ich im Über­fluß.“

Der Prinz ver­ließ das Schloß und ging über ge­bahn­te und un­ge­bahn­te We­ge tief in den Wald hin­ein. Dort rief er: „Mann mit dem gol­de­nen Bart!“
Und tat­säch­lich stand auch der Mann schon vor ihm; er hat­te sich über­haupt nicht ver­än­dert.

„Nun, mein Sohn, ich wer­de dir schon bei­ste­hen“, sag­te der gold­bärti­ge Mann, nach­dem ihm der Kö­nigs­sohn al­les be­rich­tet hat­te. „Ich ge­be dir, was du suchst; denn wis­se, daß ich der Kö­nig der gol­de­nen Tie­re bin.
Al­so komm, nimm dir aus mei­ner gol­de­nen Schaf­her­de, was du brauchst.“










Copyright © 2018 · All Rights Reserved · PDB International, Inc. | Kontakt