Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Die Geschichte des Mannes mit dem goldenen Bart


Doch die bei­den hat­ten schon ge­ahnt, was sie wer­den soll­ten. Als der Kö­nig sie nun ru­fen las­sen woll­te, um ih­nen sei­ne An­er­ken­nung für ihr klu­ges, auf das Gu­te ge­rich­te­te Han­deln aus­zu­spre­chen und ih­nen ih­re neu­en Äm­ter vor al­len ver­sam­mel­ten Mi­nis­tern be­kannt­zu­ma­chen, da wa­ren sie schon wie­der un­ter­wegs und am gan­zen Hofe nicht mehr auf­zu­fin­den.

Kaum, daß sie die Wahr­heit über die Her­kunft ih­res Freun­des er­fah­ren hat­ten, wa­ren sie näm­lich ge­ra­de­wegs in das Reich des Kö­nigs­soh­nes ge­reist und zu den Mi­nis­tern hin­ge­gan­gen.

Aber es war gar nicht so leicht, bei den ho­hen Her­ren vor­ge­las­sen zu wer­den, denn der Andrang war groß.
Je­der hat­te sich über die Geld­knapp­heit zu be­schwe­ren oder über die all­ge­mei­ne Ver­teue­rung. Ja, oft so­gar ver­nah­men die bei­den ver­ab­schie­de­ten Sol­da­ten auch das bö­se Wort „Ver­schul­dung“.

Und die Her­ren Mi­nis­ter hat­ten ei­ne Un­zahl Bü­ros er­öff­nen las­sen, wo­rin die Leu­te des Vol­kes in fach­kun­di­ger Wei­se ver­trös­tet und er­mun­tert oder so­gar er­mu­tigt wer­den soll­ten.
Sie sel­ber hat­ten sich je­doch je­weils im hin­ters­ten Bü­ro ih­rer nun ins Rie­sen­haf­te an­ge­wach­se­nen Mi­nis­te­rien ver­schanzt.

Frü­her, zur Zeit des Kö­nigs, gab es solch gro­ße Ein­rich­tun­gen mit all den Bü­ros gar nicht; da gab es ja auch kei­ne Ar­mut und die da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Pro­ble­me.

Aber heu­te war das al­les ganz an­ders. Der ver­lo­re­ne Krieg hat­te sein Üb­ri­ges ge­tan, und die Mi­nis­ter über­leg­ten in ih­ren Sit­zun­gen fast nur noch, wie sie sich neue Ein­künf­te be­schaf­fen könn­ten, um ih­re Mi­nis­te­rien we­nigs­tens in den al­ler­not­wen­digs­ten Auf­ga­ben funk­ti­ons­fä­hig zu hal­ten.

Das Volk mach­te sich ja über­haupt kei­ne Vor­stel­lun­gen, wel­che Viel­zahl von An­for­de­run­gen schon ein ein­zel­nes Mi­nis­te­ri­um zu er­fül­len hat­te und wel­che Pro­ble­me es täg­lich, ja stünd­lich lö­sen soll­te!

Hier fehl­te es hin­ten und vor­ne am Gel­de – das merk­ten die bei­den ver­ab­schie­de­ten Sol­da­ten so­fort.
Und da sie nicht vor­ge­las­sen wur­den, so ver­kün­de­ten sie schließ­lich ganz un­be­küm­mert in ih­rer Um­ge­bung – da, wo sie ge­ra­de stan­den –, sie hät­ten un­ge­ahn­te Ein­nah­me­quel­len, und sie wüß­ten von un­ge­heu­ren Schät­zen, an wel­che nur die­ser Staat her­an­kom­men kön­ne.
Jetzt wur­den sie so­gleich um Dis­kre­tion an­ge­hal­ten und di­rekt zu den so­eben ge­ra­de ver­sam­mel­ten Mi­nis­tern ge­führt.

„Ho­he Her­ren“, be­gan­nen die bei­den Sol­da­ten dort vor der Ver­samm­lung ih­re Aus­füh­run­gen, „der Reich­tum und die Macht die­ses Rei­ches sind seit al­ters her bis weit über die Gren­zen des Lan­des hin­aus be­kannt!“ – Die Mi­nis­ter schau­ten bei die­sen Wor­ten nur be­tre­ten in die Run­de.

„Dies soll aber nicht be­deu­ten, daß ein Rei­cher nicht noch rei­cher wer­den dürf­te! Wer soll­te ihm dies ver­bie­ten?“ Und die Mi­nis­ter at­me­ten wie­der auf.

„Wir sind ge­kom­men, weil uns der jun­ge Kö­nigs­sohn ge­sandt hat, der vor vie­len Jah­ren von hier aus­zog, um sein Glück zu ma­chen!“

Und die Mi­nis­ter horch­ten auf, fuh­ren aus ih­ren Ses­seln in die Hö­he und be­gan­nen wie wild auf­ein­an­der ein­zu­re­den – so, als wä­re ge­ra­de Fin­anz­sit­zung.

„Ru­he!“ rief der Fi­nanz­mi­nis­ter im­mer­zu, und „Ru­he!“ ant­wor­te­te ihm im­mer wie­der der Wirt­schafts­mi­nis­ter, so als wür­den sie bei­de ge­ra­de jetzt um die Lei­tung der Sit­zung kämp­fen – was sonst über­haupt nicht ih­re Art war, weil ja die Kas­sen leer und Ein­künf­te nicht zu er­war­ten wa­ren; wie sonst wä­re man so weit ge­gan­gen, durch ein im­mer kom­pli­zier­te­res Sys­tem von „An­lei­hen“ und so­ge­nann­ten „Pfand­brie­fen“ dem Volk noch sei­ne letz­ten Er­spar­nis­se ab­zu­luch­sen, in­dem man nun dem Bür­ger auch noch ein­mal sein ei­ge­nes Land ver­pfän­de­te, so als ge­hör­te das Land dem Vol­ke nicht schon längst.










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