
PETER HÜBNER · DIE INSEL DES GLÜCKS
~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~
nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm
Die Geschichte des Mannes mit dem goldenen Bart
„Lieber Prinz“, sprachen sie, „wir müssen jetzt in den Krieg ziehen; daher vertrauen wir dir den goldbärtigen Mann an. Trage gut Sorge für ihn, gib ihm zu essen und zu trinken; doch, paß gut auf! Wenn du ihn auf irgendeine Weise entfliehen läßt, wird unser Staat dem finanziellen Ruin ausgeliefert sein, und das würde auch deine eigene, zukünftige Königsherrschaft die wir ja gerade damit, daß wir ihn hier festhalten, absichern wollen vereiteln oder zumindest sehr stark gefährden.
Selbst wenn du auch eigentlich wegen deiner Herrschaft glaubst nicht aufpassen zu müssen ebensowenig, wie wir dies ja auch bisher unseretwegen getan haben , so tue es wenigstens in dem Gedanken an das Volk, welches die Herrschaft und die Staatsgeschäfte braucht, um in seiner Gesamtheit zu bestehen.“
Nach diesen Ermahnungen zogen die Minister in den Krieg. Der junge Königssohn aber war nun ständig beim Käfig des goldbärtigen Mannes.
Sogar zum Spielen ging er hin.
Als er wieder einmal dort spielte und mit seinem silbernen Bogen schoß, flog sein schöner, gefiederter Pfeil in den Käfig des goldbärtigen Mannes.
Der Königssohn ging hin zum Käfig: „Gib mir meinen Pfeil heraus, goldbärtiger Oheim!“
„Ich gebe ihn dir keineswegs“, sagte der goldbärtige Mann, „laß mich aus dem Käfig heraus, dann gebe ich ihn dir.“ „Ich kann dich nicht herauslassen, mein Oheim“, antwortete der kleine Knabe, „denn dann würde ich große Schuld auf mich laden haben die Minister mir gesagt, als sie in den Krieg zogen.
Gib mir meinen Pfeil; er kann dir doch nichts nützen.“
Der goldbärtige Mann gab ihm nun seinen Pfeil heraus; aber dann bat er noch mehr um seine Freiheit. Er bat und flehte so lange, bis er das Herz des Königssohnes erweichte, denn dieser war ein sehr gutherziger Knabe.
Er öffnete also die Türe des Käfigs und ließ ihn heraus.
„Nun, mein kleiner Sohn, für deine gute Tat erwarte Gutes; ich werde dirs vergelten“, sagte der goldbärtige Mann.
Und damit verschwand er.