Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Ring der äußeren Erkenntnisübungen im Lichte des Mondes

Der allnährende Wundertisch


Auf der nächs­ten Wald­lich­tung sah Mani ei­ne Grup­pe Jun­gen und Mäd­chen in far­ben­fro­her Klei­dung auf bun­ten, schön­ver­zier­ten Mat­ten sit­zen; sie hör­te, wie sie über die viel­fäl­tigs­ten Spei­sen plau­der­ten.

Schließ­lich nahm ei­ner der Üben­den ein klei­nes Tüch­lein aus der Ta­sche und blies hin­ein. Das Tuch spann­te sich, wur­de grö­ßer und grö­ßer, fes­ter und fes­ter, und schließ­lich er­hob sich kunst­voll zwi­schen den Üben­den ein Tisch.

Wie Blu­men rank­ten auf dem Tisch die köst­lichs­ten Spei­sen in die Hö­he; herr­li­che, fei­ne Düf­te von edels­ten Ge­wür­zen strahl­ten zu Mani her­über, er­füll­ten ih­re Na­se und setz­ten sich dann er­war­tungs­voll auf ih­re Zun­ge.

In gold­sil­ber­nen Scha­len wa­ren Spei­sen an­ge­rich­tet und über­aus ap­pe­tit­lich an­zu­schau­en.
Schnee­wei­ße, selbst­leuch­ten­de Tel­ler aus feins­tem Por­zel­lan stan­den vor den Üben­den auf dem Tisch; und bei den Tel­lern mit ih­ren gol­de­nen, blit­zen­den Un­ter­tel­lern fun­kel­ten di­a­man­te­ne Reif­be­cher, ge­füllt mit er­fri­schen­den Säf­ten, de­ren Wohl­ge­schmack sich bis zur Zun­ge Manis hin aus­dehn­te und sie lab­te.

In der Mit­te des Ti­sches stan­den mehr­ar­mi­ge, edel­stein­ver­zier­te Leuch­ter mit bren­nen­den Ker­zen, und zwi­schen die­sen Licht­spen­dern er­ho­ben sich wie Kro­nen viel­far­big schil­lern­de Kri­stall­scha­len, an­ge­füllt mit den er­le­sens­ten Früch­ten.

Viel­fäl­ti­ge ver­lo­cken­de Düf­te ver­brei­te­ten sich und ka­men wie auf un­sicht­ba­ren Schwin­gen zu Manis be­geis­ter­ter Na­se he­rü­ber­ge­flo­gen.

„Die­se Übung rich­tet sich auf das Spen­den voll­kom­me­ner Nah­rung“, er­klär­te ihr der Bru­der.
„Der Zau­ber­tisch, wel­cher sich von al­lei­ne auf­deckt, wur­de von dem klu­gen Mond­al­fen ge­fer­tigt, wel­chen du hin­ter den Ler­nen­den auf dem gold­sil­ber­nen Thro­ne sit­zen siehst und der die Übung lei­tet.

,Mond­al­fen‘ nennt man un­ter uns Men­schen ja seit al­ters her die Herr­scher über die fei­nen Kräf­te un­se­res Be­wußt­seins.

Die­ser hier ist ein gro­ßer Meis­ter der Ge­rü­che und Ge­schmä­cker und hat bei sei­nem Kunst­werk al­les be­rück­sich­tigt, was das Herz ei­nes be­gab­ten Fein­schme­ckers sich er­träu­men könn­te.

Der Tisch ist so kunst­voll gewirkt, daß er bei den ver­sam­mel­ten Gäs­ten des Mah­les die ge­heims­ten Spei­se­wün­sche aus de­ren Geist he­raus­liest und sich so nach die­ser ge­mein­sa­men Wunsch­lis­te auf­deckt.

Des­halb bie­tet er nicht et­wa Vor­ge­ge­be­nes an, son­dern er er­füllt die be­son­de­ren Ge­schmä­cker sei­ner Be­nüt­zer.
Da­bei schaut die­ser Wunsch­tisch in die tie­fen, un­be­wuß­ten Re­gi­o­nen sei­ner Gäs­te; und er er­kennt auch ge­nau, wel­che Nah­rung der Ge­sund­heit des je­wei­li­gen Gas­tes be­son­ders zu­träg­lich ist.
Wahr­lich, ein Meis­ter­werk der Al­fen­kunst ist die­ser Wun­der­tisch.

Na­tür­lich stützt sich sein Ge­brauch auch auf die Fer­tig­keit sei­nes Be­sit­zers, der ihn be­die­nen kön­nen muß.

Die Funk­tion des Zau­ber­ti­sches ent­zün­det der Üben­de mit sei­nem ei­ge­nen kos­mi­schen Le­bens­hauch; da­bei sorgt er da­für, daß sein in den Tisch hin­ein­ge­bla­se­ner, voll­kom­me­ner Atem sich mit den Ge­schmacks­wün­schen der Gäs­te in de­ren Geist ver­eint. Nur auf die­ser Grund­la­ge er­füllt der Tisch sei­ne Pflicht.

Es ist dem Be­herr­scher die­ses Zau­ber­ti­sches na­tür­lich zu je­der Zeit mög­lich, bei den Ge­rich­ten Än­de­run­gen durch­zu­füh­ren und die Spei­sen nach ganz ei­ge­nem Gut­dün­ken zu ge­stal­ten.

Aber grund­sätz­lich ist der Tisch so aus­ge­legt, daß er von al­lei­ne auch die aus­ge­fal­lens­ten Wün­sche sei­ner Gäs­te zu er­fül­len ver­mag.

Die­se Ei­gen­schaft hat­ten üb­ri­gens auch die Ad­ler­hem­den, die wir vor­her ken­nen­ge­lernt ha­ben, in be­zug auf die Rei­se­zie­le ih­rer Be­nüt­zer.

Auch sie sind so ge­fer­tigt, daß sie die ge­hei­men Rei­se­wün­sche der Üben­den er­fas­sen und die­se dann auf wun­der­ba­re Wei­se und ganz von al­lei­ne zu de­ren Zie­len ent­füh­ren – so­lan­ge der Flie­gen­de sei­nem Hemd nicht an­de­re An­wei­sun­gen gibt.

Auch hier bei der Übung mit dem Wun­der­tisch siehst du wie­der zwölf Ab­ge­sand­te des mäch­ti­gen Mond­al­fen­herr­schers ver­sam­melt, wel­che die rich­ti­ge An­wen­dung un­se­rer kos­misch schöp­fe­ri­schen Men­schen­kräf­te – der so­ge­nann­ten Göt­ter­kräf­te – über­wa­chen.

Nun ver­las­sen wir den Ring der äu­ße­ren Er­kennt­nis­übun­gen, wel­che im Lich­te des Mon­des durch­ge­führt wer­den, und ge­lan­gen in den mitt­le­ren Er­kennt­nis­ring; auch die­ser wird von den Mond­al­fen be­herrscht.

Hier üben sich die Schü­ler in der Her­stel­lung von Wun­der­werk­zeu­gen, wie wir sie ja teil­wei­se schon ken­nen­ge­lernt ha­ben.“










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