Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Ring der äußeren Erkenntnisübungen im Lichte des Mondes


Und er ging selbst zu den Leu­ten. „Wer ist auf die­sem Schiff her­ge­flo­gen?“ frag­te er.

Da trat Hans vor und sprach: „Ich bin es, Eu­re Ma­je­stät!“ Der Zar aber wun­der­te sich, daß in sei­nem Rock Ris­se wa­ren und die Knie durch die Hosen guck­ten. Und die Mi­nis­ter fuh­ren sich an die Köp­fe: „Ist es denn mög­lich, daß der Zar sei­ne schö­ne Toch­ter die­sem Jun­gen zur Frau gibt?!“

Und die Mi­nis­ter emp­fah­len ih­rem Zaren, dem Jun­gen Auf­ga­ben zu stel­len.

„Geht hin“, sprach die­ser da zu sei­nen Mi­nis­tern, „und sagt ihm: wenn er auch im Schiff her­ge­flo­gen ist, aber nicht das Was­ser des Le­bens und der Hei­lung her­bei­schafft, so­lan­ge die Leu­te es­sen, geb‘ ich ihm mei­ne Toch­ter nicht.“

Die Mi­nis­ter gin­gen hin. Der Hor­cher aber hat­te al­les an­ge­hört, was der Zar ge­sagt hat­te, und er er­zähl­te es dem Mül­lers­sohn.
Der saß auf ei­ner Bank, wie sie rund um die Ti­sche ge­stellt wa­ren, und fing an zu über­le­gen; er aß nichts und trank nichts.

Der Läu­fer sah es und frag­te: „War­um ißt du nichts?“ – „Wie soll ich denn es­sen? Es bleibt mir ja im Hal­se ste­cken.“ Und er er­zähl­te: „Der Zar hat mir auf­ge­tra­gen, daß ich das Was­ser des Le­bens und der Hei­lung her­bei­schaf­fen müs­se, wäh­rend die Leu­te noch es­sen. Wie soll ich das nur an­fan­gen?“

„Grüb­le nicht un­nö­tig! Ich werd‘ es dir brin­gen.“ – „Na, so pro­bier‘s.“

Die Mi­nis­ter ka­men her­an und brach­ten ihm des Zaren Be­fehl; Hans wuß­te aber schon längst Be­scheid.
„Mel­det, daß ich es brin­gen wer­de“, sag­te er.

Da gin­gen die Mi­nis­ter zu­rück. Der Läu­fer aber band das Bein vom Ohr los, und wie er aus­schritt, hat­te er im Au­gen­blick vom Was­ser des Le­bens und der Hei­lung ge­schöpft. Er war aber mü­de ge­wor­den und dach­te bei sich: „Ich kom­me leicht wäh­rend des Es­sens zu­rück, jetzt will ich mich un­ter die Müh­le hier set­zen und ein we­nig Rast hal­ten.“

Er setz­te sich, schlief aber ein.

Die Leu­te en­dig­ten un­ter­des­sen schon ihr Mit­tags­mahl; doch der Läu­fer kam und kam nicht zu­rück.
Hans saß da, halb wei­nend, halb la­chend. „Ich kann die Be­din­gung nicht er­fül­len!“ dach­te er im stil­len.

Der Hor­cher aber leg­te sein Ohr an die Er­de und fing an zu lau­schen. Und er lausch­te und lausch­te und sprach dann zu Hans: „Gräm‘ dich nicht! Der Läu­fer schläft un­ter der Müh­le!“
„Was sol­len wir jetzt an­fan­gen?“ frag­te Hans, „wie könn­te man ihn auf­we­cken?“

Da sag­te der Schüt­ze: „Kei­ne Sor­ge, ich werd‘ ihn we­cken.“ Und wie er sei­nen Bo­gen spann­te und ab­schoß, saus­te der Pfeil in die Müh­le, daß die Split­ter flo­gen.

Der Läu­fer er­wach­te und eil­te hin: die Leu­te stan­den eben erst von ih­rem Mit­tag­es­sen auf, da aber hat­te er das Was­ser schon ge­bracht
.
Und die Mi­nis­ter mel­de­ten dies dem Zaren und emp­fah­len ihm, dem Bur­schen noch ei­ne Auf­ga­be zu stel­len.

Was soll­te der Zar nun ma­chen? Er wähl­te für den Mül­lers­sohn ei­ne neue Auf­ga­be und sprach zu sei­nen Mi­nis­tern: „Geht hin und sagt ihm: wenn er mit sei­nen Ge­fähr­ten auf ein­mal die Stär­ke von sechs Paar Stie­ren und Brot aus fünf­und­vier­zig Öfen auf­ißt, so geb ich ihm mein lie­bes Kind zur Frau.“

Der Hor­cher aber hat­te auch das ge­hört und sag­te es so­gleich Hans. Die­ser fing wie­der an nach­zu­den­ken.
Da sag­te der Esser: „Grüb­le nicht! Ich wer­de für euch al­le es­sen, und es wird noch sehr we­nig für mich sein.“

Die Mi­nis­ter ka­men her­bei und rich­te­ten ihm die Nach­richt des Zaren aus. Und der Mül­lers­sohn ant­wor­te­te: „Es ist gut, man soll nur auf­tra­gen!“

Da voll­führ­ten sie mäch­ti­ge Op­fer, sam­mel­ten dar­in die Kräf­te von zwölf Stie­ren und buken fünf­und­vier­zig Öfen Brot.

Doch als der Esser an­fing zu es­sen, blieb nicht ein Krü­mel­chen üb­rig, und er bat noch da­zu: „Ach, wie war das we­nig! Wenn sie mir doch ein biß­chen mehr ge­ben woll­ten!“










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