Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Ring der äußeren Erkenntnisübungen im Lichte des Mondes


Un­ter der­lei für ihn re­a­lis­ti­schen, ver­nünf­ti­gen Über­le­gun­gen er­reich­te Karl schließ­lich wie­der das an­ge­stamm­te El­tern­haus, be­grüß­te die El­tern so­wie die Brü­der und er­klär­te, ihm lie­ge die Lö­sung ei­ner sol­chen Auf­ga­be nicht; mö­ge es der Jüngs­te ver­su­chen, ihm sei die Sa­che ein­deu­tig klar.

Soll­te aber der Va­ter den­noch dar­auf be­ste­hen, daß er wie­der los­zie­he, so wä­re er selbst­ver­ständ­lich je­der­zeit da­zu be­reit, aber der Va­ter ha­be ih­nen ja von al­lem An­fang an of­fen­ge­las­sen, zu je­der Zeit zu­rück­zu­keh­ren, wenn ih­nen die Ver­wirk­li­chung der Auf­ga­be un­mög­lich er­schei­ne.

Mit ei­nem Lä­cheln ver­nahm der Mül­ler den Ent­schluß des Soh­nes, schloß ihn in sei­ne Arme und be­grüß­te ihn wie­der im Ge­schäft.

So ver­ab­schie­de­te sich nun auch der jüngs­te Sohn Hans von sei­nen ge­lieb­ten El­tern so­wie von sei­nen Brü­dern und mach­te sich auf die Rei­se.

Die Fla­sche mit dem Was­ser und das Brot für den Weg hat­te ihm die Mut­ter in ei­nen Beu­tel ge­tan; die­sen häng­te er sich über die Schul­ter und zog hin­aus in die Fer­ne.

Freund­lich grüß­te ihn die Son­ne und freund­lich grüß­te Hans zu­rück, denn die hol­de Gold­maid war ja die gro­ße Gön­ne­rin sei­ner ge­lieb­ten, gol­de­nen Kör­ner.

Un­zäh­li­ge klei­ne Ge­sich­ter wieg­ten sich ihm lä­chelnd ent­ge­gen, wenn er auf die we­hen­den Fel­der schau­te, die ihn links und rechts des We­ges be­grüß­ten.

Da hat­te er wahr­lich gleich ei­ne gu­te Rei­se­be­glei­tung er­wischt; und so war er nicht al­lei­ne und konn­te sich die gan­ze Zeit an­ge­regt un­ter­hal­ten und mal die­se, mal je­ne gro­ße Fa­mi­lie be­grü­ßen.

Hier stan­den noch al­le bei­sam­men, ein Um­stand, den er zu Hau­se, auf dem Spei­cher, lei­der all­zu­oft ver­mis­sen muß­te. Doch schließ­lich muß­te Hans sei­nen Tau­sen­den Freun­den im Fel­de adieu sa­gen, denn die Rei­se ging nun wei­ter durch den Wald.

Der Wald emp­fing ihn mit ei­nem fri­schen blü­ten­duf­ten­den Hauch und drück­te Hans beim Ein­tritt erst ein­mal in sei­ne fes­ten, knor­ri­gen Arme.

Der Weg war schmal; aber da­durch war Hans im­mer wie an den grü­nen Wald an­ge­lehnt, und es er­schien ihm, als ob er gar nicht gin­ge – ob­wohl er doch ein tüch­ti­ges Stück Weg zu­rück­leg­te.

Auch der grü­ne gro­ße Freund war vol­ler run­der Ge­sich­ter, die ihm von über­all her ent­ge­gen­leuch­te­ten und ihm zu­lä­chel­ten.

Wenn die Kin­der des Wal­des auch nicht so eng zu­sam­men­ge­rückt sa­ßen wie die Ge­trei­de­kör­ner, so schien ihm ihr Fa­mi­li­en­sinn im Wal­de nicht we­ni­ger in­nig als der­je­ni­ge auf dem Fel­de.

In­mit­ten die­ser freu­di­gen Er­leb­nis­se und Be­geg­nun­gen traf der jüngs­te Mül­lers­sohn ei­nen al­ten Mann, wel­cher ihm auf dem dich­ten, schat­ti­gen Wald­weg ent­ge­gen­kam.

Die Klei­dung die­ses Man­nes hat­te si­cher­lich schon al­ler­hand von der Welt ge­se­hen, dach­te Hans, denn sie sah ziem­lich ver­schlis­sen aus – so, als hät­te sie schon ei­ne schier end­los lan­ge, aben­teu­er­li­che Rei­se hin­ter sich ge­bracht.

Das run­ze­li­ge Ge­sicht des al­ten Man­nes er­hell­te aber den schat­ti­gen Pfad, so, als woll­te er hier die Son­ne ver­tre­ten; und was Hans be­son­ders auf­fiel: der Wan­de­rer lä­chel­te wie die Gold­kör­ner zu ihm und zu al­len Fa­mi­li­en des grü­nen Wal­des hin – ganz so, wie er dies vom Va­ter her kann­te.

Da fühl­te sich der jun­ge Mül­lers­sohn in der un­er­war­te­ten Nä­he die­ses hei­te­ren Viel­ge­reis­ten gleich wie zu Hau­se, und er ver­spür­te den Wunsch, sich mit dem Wan­de­rer an­zu­freun­den.

Als hät­te er un­end­lich viel Zeit – wie die strah­len­den Ge­sich­ter der Gold­kör­ner dies auch im­mer aus­drück­ten –, blieb der Mann jetzt, auf sei­nen Wan­der­stab ge­stützt, am schma­len Weg­rand ste­hen und mach­te Hans Platz zum Vor­bei­ge­hen.










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