Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Ring der äußeren Erkenntnisübungen im Lichte des Mondes


Als Karl schon wie­der ei­ne gan­ze Stre­cke zu­rück­ge­legt hat­te und da­bei im­mer wie­der fie­ber­haft über­leg­te, wie er denn nur ge­schwind das Schiff be­sor­gen kön­ne, da fiel ihm ein, was der Bett­ler zu ihm ge­sagt hat­te: „Das wer­det Ihr wohl blei­ben las­sen.“

Und so wuch­sen in sei­nem Geis­te Zwei­fel an sei­nem Un­ter­neh­men. Im­mer macht­vol­ler schos­sen sie in sei­nem In­ne­ren em­por; und je mehr er an den Al­ten und des­sen Wor­te dach­te, um so ein­leuch­ten­der wur­de es ihm, wie un­glaub­lich und we­nig ein­träg­lich ja ei­gent­lich die­se Idee sei: los­zu­zie­hen, um ein Schiff zu be­sor­gen, wel­ches auch noch über Land fah­ren soll­te, ja so­gar durch die Lüf­te; und da­bei war er ge­ra­de nur mit so­viel Nah­rung ver­se­hen, wie er be­nö­tig­te, um nicht zu ver­hun­gern, wenn er an den Hof des Zaren rei­sen woll­te.

Und der Zwei­fel nagte im­mer mehr an sei­nem Ge­wis­sen. Schließ­lich war Karl si­cher, daß er hier den Weg in die Ir­re an­ge­tre­ten ha­be.

Er wand­te sich kurz­ent­schlos­sen um und eil­te wie­der sei­nem Zu­hau­se ent­ge­gen.

Soll­te doch der jüngs­te Bru­der sein Glück ver­su­chen!

Er selbst war von sol­chem Un­sinn frei: „ein Schiff, das zu Was­ser und zu Lan­de fah­ren kann und da­zu auch noch durch die Lüf­te“, das war für Karl das Ver­rück­tes­te!

Er ver­stand sich auf den Kauf von Ge­trei­de und auf den Ver­kauf von er­le­se­nem Mehl; da, in sei­nem Fach­ge­biet, ge­noß er An­se­hen in der Fa­mi­lie und auch bei sei­nen Freun­den und Be­kann­ten – ja so­gar dar­über hin­aus in vie­len Tei­len der Welt.

Schließ­lich lie­fer­te er gu­te Wa­re zu ei­nem an­nehm­ba­ren Preis.

Aber ein flie­gen­des und über Land fah­ren­des Schiff su­chen – das durf­ten sei­ne Be­kann­ten gar nicht er­fah­ren. Aus­la­chen und für ver­rückt er­klä­ren wür­den sie ihn und lei­der nicht zu Un­recht.

Der Zar, der hat Ideen, na­tür­lich auf Kos­ten an­de­rer; denn von de­nen ver­langt er, daß sie sie aus­füh­ren. Be­stimmt glaubt er selbst gar nicht an so et­was Ab­sur­des; ah, er will sei­ne Toch­ter gar nicht ver­hei­ra­ten, und des­halb kommt er mit sol­chen un­durch­führ­ba­ren Spe­ku­la­tio­nen.

Nur gut, daß er, Karl, bis­her im­mer er­folg­reich ge­wirt­schaf­tet und Ge­winn ein­ge­bracht hat­te, und klug auch, daß er jetzt noch recht­zei­tig um­ge­kehrt war.

Der Va­ter woll­te si­cher­lich nur fest­stel­len, ob er sich nicht et­wa mit ihm ver­rech­ne; denn wie soll­te er den gan­zen welt­wei­ten Ein­kauf und Ver­kauf der Wa­re ab­wi­ckeln, mit all sei­nen Pro­ble­men und Ri­si­ken: man muß­te erst ein­mal gu­te, er­folg­rei­che, aber nicht zu ge­schäfts­tüch­ti­ge Bau­ern aus­fin­dig ma­chen; dann be­gan­nen die zähen Ver­hand­lun­gen um den Preis – und das al­les da­zu noch oft in den ver­schie­dens­ten Spra­chen und Di­a­lek­ten, die die we­nigs­ten ver­stan­den; und schließ­lich muß­te er das ge­mah­le­ne Korn auch wie­der als Mehl ver­kau­fen.

Kaum je­man­dem war klar­zu­ma­chen, nach wel­chen stren­gen Re­geln der Va­ter und der Bru­der die Kör­ner mahl­ten und daß des­halb auch der Preis ge­recht­fer­tigt war. Ja, er sel­ber war sich über die Tech­nik des Mah­lens nicht ein­mal si­cher, aber die zu­frie­de­nen Ge­sich­ter der Kun­den spra­chen da zu­min­dest ei­ne für ihn, Karl, über­zeu­gen­de Spra­che.

Des­halb war er auch stolz auf sei­nen Va­ter und auf sei­nen äl­te­ren Bru­der; denn sie lie­fer­ten ihm Qua­li­tät für die ho­he Kund­schaft.

Es war ihm wohl be­wußt: er, Karl, wur­de je­de Mi­nu­te ge­braucht; denn das Geld muß­te rol­len.
Statt­des­sen hat­te er sich – zu­min­dest kurz­fri­stig – dar­auf ein­ge­las­sen, in der Welt­ge­schich­te her­um­zu­ir­ren und an die aus­ge­fal­lens­ten Ideen des Zaren zu glau­ben.










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