Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Ring der äußeren Erkenntnisübungen im Lichte des Mondes


All dies ging Heinrich in Se­kun­den­schnel­le durch den Kopf.

So woll­te er den gan­zen Plan nicht ge­fähr­den, noch woll­te er sich über­haupt mit ir­gend et­was auf­hal­ten, was das Ge­lin­gen ver­zö­gern könn­te; und so ver­nein­te er kur­zer­hand die Fra­ge des Al­ten und wand­te sich nach dem flüch­ti­gen Gruß wei­ter sei­nes We­ges.

Doch nun frag­te ihn der Bett­ler auch noch in­te­res­siert, was er denn so Wich­ti­ges vor­ha­be?

Im ei­li­gen Wei­ter­ge­hen ant­wor­te­te Heinrich nur noch schnell, er wol­le sich ein flie­gen­des Schiff be­sor­gen und zum Zaren rei­sen, um die Za­ren­herr­schaft und die schö­ne Toch­ter zu ge­win­nen.

„Das wer­det Ihr wohl blei­ben­las­sen“, ant­wor­te­te der Al­te und hum­pel­te wei­ter sei­nes We­ges.

Als Heinrich schon wie­der ei­ne gan­ze Wei­le zü­gig wei­ter­ge­schrit­ten war und da­bei stän­dig über­leg­te, wie er denn nur an ein flie­gen­des Schiff ge­ra­ten kön­ne, da fiel ihm erst ein, was der Bett­ler zu ihm ge­sagt hat­te: „Das wer­det Ihr wohl blei­ben­las­sen.“

Nun ent­stan­den in sei­nem Geis­te Zwei­fel über sein Vor­ha­ben, und sie brei­te­ten sich in sei­nem In­ne­ren im­mer macht­vol­ler aus.
Je mehr Heinrich an den al­ten Mann und an des­sen Wor­te dach­te, um so kla­rer wur­de ihm, wie un­sin­nig und hoff­nungs­los sein Un­ter­fan­gen ja ei­gent­lich war: aus­zu­zie­hen, um ein flie­gen­des Schiff zu be­sor­gen – nur mit so­viel ver­se­hen, wie er ge­ra­de zum Es­sen und Trin­ken brauch­te, um an den Hof des Zaren zu ge­lan­gen.

Und der Zwei­fel nagte im­mer mehr an sei­nem Ge­wis­sen. Schließ­lich war Heinrich über­zeugt, daß er hier in die Ir­re ge­he; er wand­te sich des­halb kur­zer­hand um und ging schnur­stracks wie­der nach Hau­se.

Soll­te doch der jün­ge­re Bru­der sein Glück ver­su­chen!

Er selbst je­den­falls glaub­te nicht an sol­chen Un­sinn: „ein Schiff, das zu Was­ser und zu Lan­de fah­ren kann und da­zu noch durch die Luft“, das war schließ­lich zu­viel für ihn. Er ver­stand sich auf die Müh­le, da ge­noß er An­se­hen in der Fa­mi­lie und bei sei­nen Freun­den und Be­kann­ten.

Aber ein sol­ches Schiff zu su­chen; das durf­te er sei­nen Be­kann­ten gar nicht er­zäh­len, die wür­den ihn aus­la­chen, und das mit Recht.

Der Zar kann sich sol­che Ideen leis­ten; und da­bei ver­langt er na­tür­lich, daß an­de­re sie aus­füh­ren.

Viel­leicht glaubt er sel­ber gar nicht mal da­ran, daß so et­was mög­lich ist; wahr­schein­lich will er sei­ne Toch­ter über­haupt nicht ver­hei­ra­ten und stellt des­halb so un­mög­li­che Auf­ga­ben.

Gut, daß er, Heinrich, bis­her im­mer tüch­tig ge­ar­bei­tet und Leis­tung er­bracht hat­te, und gut auch, daß er jetzt um­ge­kehrt war; der Va­ter woll­te si­cher­lich nur prü­fen, ob sein Äl­tes­ter noch klar bei Ver­stand wä­re; denn er soll­te ja schließ­lich ein­mal die Müh­le füh­ren mit all ih­ren Pro­ble­men.

Wind muß­te ge­nü­gend da sein für die Flü­gel, die das Mahl­werk an­trie­ben, und Vor­rat für das La­ger; der Ein­kauf muß­te in al­ler Welt be­sorgt wer­den, ge­nau­so der Ver­kauf.

Und wenn dies bis­her auch der Bru­der mach­te – im­mer­hin muß­te er, Heinrich, selbst auch da noch Ver­ant­wor­tung mit­tra­gen; und schließ­lich das Mah­len selbst, da, wo er im­mer noch ei­ni­ges zu ler­nen hat­te – das war ihm wohl be­wußt; da soll­te er ei­gent­lich je­de Mi­nu­te aus­nüt­zen, vom Va­ter zu ler­nen, statt hier in der Welt­ge­schich­te um­her­zu­ir­ren und den phan­tas­ti­schen Ideen des Zaren nach­zu­ja­gen.










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