PETER HÜBNER · DIE INSEL DES GLÜCKS
~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~
nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm
Ring der äußeren Erkenntnisübungen im Lichte des Mondes
Nein, obwohl ihm die unendliche Schönheit der Zarentochter bekannt sei und wiewohl es ihm selbst auch durchaus reizvoll erscheinen könne, Zar zu sein, so verbiete es ihm doch seine natürliche Pflicht, die Mühle zu verlassen.
Deshalb wolle er bleiben und das Recht des Älteren an den Zweitältesten abtreten, der ja viel freier über sich verfügen könne ganz abgesehen davon, daß er selbst ohnehin noch gar nicht wisse, wie er ein solches Wunderschiff bauen solle.
Als nun Karl so von seinem älteren Bruder angesprochen wurde, erklärte auch er, daß er weder Mühe noch Fleiß gescheut habe, damit das Ansehen der Familie gefestigt und ihr Reichtum erhöht werde.
Er wisse aus Erfahrung, daß er seinen Vater mit seiner Leistung entlaste und auch sein Bruder später sich viel freier der Qualität der Arbeit widmen könne, wenn er die geschäftliche Tätigkeit gewissenhaft fortführe.
Außerdem habe er mittlerweile in aller Welt so gute persönliche Kontakte knüpfen können, daß ihr Ansehen und Reichtum damit immer mehr wachsen könne; ja, auch der Zar selbst zähle zu ihren sehr verehrten und zufriedenen Kunden.
Obwohl er selbst vom Mahlen nichts verstehe und das Handwerk des Müllers in den Händen des Vaters und des Bruders als eine Kunst zu schätzen wisse, die seiner eigenen Kunst des Handels überlegen sei, wäre er der festen Meinung, daß die Familie auf seine Hilfe auch nicht verzichten dürfe; und deshalb wolle er selbst wie schon der Bruder lieber auf dieses durchaus reizvolle Angebot der Zarenherrschaft verzichten und mit der Beschaffung des Getreides sowie im Verkauf des gemahlenen Korns weiterhin seine angestammte Aufgabe wahrnehmen.
Auch er wisse von der übergroßen Schönheit der Zarentochter; und unabhängig davon, daß sie ja eigentlich eher dem älteren Bruder als Frau zustehe als ihm, wisse auch er, Karl, nicht einmal, wie er das wunderbare Schiff besorgen solle.
Er gebe deshalb so schloß Karl seine Erklärung ab sein Recht weiter an Hans, denn dieser wäre von allen dreien wohl der freieste über seine eigene Zeit. Hans solle also hier sein Glück versuchen.
Was sollte der Jüngste dazu noch sagen? Sein Sinnen und Trachten war bisher wirklich nicht so sehr auf die Mühle und auf den Handel mit dem Getreide oder mit dem Mehl gerichtet gewesen; ihn beschäftigten bislang immer nur die zwei Fragen, die er den Gesichtern der lächelnden, goldenen Körner entnahm: ist das Leben völlig im Schicksal eingebettet, so wie unter der schützenden Obhut der gütigen Eltern, oder ist das Lebendige vom Schicksal unabhängig; steht das Leben frei über dem Schicksal, in einer ganz anderen Welt, die ihm bisher unbekannt war, die er aber schon lange ahnte?
Wie aber sollte er erwarten, daß ihm die Hochzeit mit der Zarentochter diese Fragen beantworten würde ganz unabhängig davon, daß auch er selbst gar nicht wußte, woher er ein fliegendes Wunderschiff bekommen sollte.
Die Begründungen seiner Brüder erschienen aber auch ihm einleuchtend; er selbst hatte ja genügend Vorteile aus ihrer Pflichterfüllung gezogen und wußte daher, wie recht sie mit ihren Argumenten hatten.
Aber was sollte er als Grund angeben, daß auch ihm an der Zarenherrschaft nicht so viel gelegen sei; denn bisher hatte er mit niemandem über seine so weltfernen Überlegungen gesprochen.
Der weise Vater wußte ja ohnehin, was in ihm vorging. Deshalb fühlte er sich in seinem inneren Entwicklungsgang auch die ganze Zeit vom Vater unterstützt und auf geheime Weise bestärkt so, als würde dieser ihm mit seinem verständigen Blick immerfort zureden, bei den drängenden Fragen nicht lockerzulassen, sondern die Klärung dieser Fragen sogar zum wichtigsten Anliegen seines Lebens zu machen.