Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Die wilde Jagd

Die Anreise der Riesen und Alfen


Nun fuh­ren aus der gold­gel­ben, quir­len­den Mit­te weiß- und rot­gol­de­ne Scharen von leuch­ten­den Al­fen her­vor, und ih­nen folg­ten so­gleich sil­ber­wei­ße, glit­zern­de Rie­sen. Sie al­le rit­ten auf den Ele­men­ten, wel­che sie be­herr­schen.

Und vom Ran­de des Quirl­mee­res jag­ten noch wil­de, grün be­moos­te Män­ner und Frau­en mit auf­ge­lös­ten Haa­ren und zot­ti­gen Klei­dern her­an. Sie rit­ten auf Bäu­men und Sträu­chern.

Der wil­den, er­re­gen­den Mu­sik der Moos­män­ner und dem mit­rei­ßen­den Ge­sang ih­rer Frau­en folg­ten rauch-, flammen- und wind­spei­en­de Dra­chen und rie­si­ge, ge­flü­gel­te, feu­er- und gift­spei­en­de Schlan­gen nach.

Sie hat­ten sich von ih­ren noch in der Fer­ne wie glei­ßen­des Feu­er glän­zen­den Gold­schät­zen er­ho­ben und reis­ten auf den Zau­berge­weben, wel­che die Moos­frau­en wirk­ten, hoch über den Moos­leu­ten durch die Lüf­te.
Und auf wind­bla­sen­den Be­sen flo­gen wil­de He­xen hin­ter den Dra­chen her.

Auch sie hat­ten sich vom Ran­de des krei­sen­den Mee­res em­por­ge­schwun­gen und spon­nen nun wei­ße Fä­den, sogen durch die­se die Milch aus den Wol­ken, melk­ten dann die Fä­den und but­ter­ten die so ge­won­ne­ne Milch mit ih­ren Be­sen­stie­len.

Auch vie­le dur­sti­ge, milch­gie­ri­ge Rie­sen mit el­len­brei­ten Häup­tern, eber­glei­chen Stoß­zäh­nen, ro­ten Au­gen und ruß­far­be­nen, weit über die Oh­ren hän­gen­den, lan­gen Haa­ren flo­gen auf gro­ßen Fels­bro­cken mit ih­ren Wei­bern ein­her und stampf­ten da­bei knie­tief in die flie­gen­de Er­de, auf wel­cher sie her­an­braus­ten.

Mit rie­si­gen Ei­sen­kol­ben trie­ben auch die­se viel­häup­ti­gen Ge­sel­len die er­be­ben­den Ge­wit­ter vor sich her, so, als wenn sie wil­de Wisente und Au­er­och­sen zur Trän­ke ja­gen wür­den.

Im Sturm der Ele­men­te ent­brann­ten sie dann zu im­mer wü­ten­de­rer Un­ter­neh­mungs­lust und schleu­der­ten mit ih­ren vie­len Ar­men ge­wal­ti­ge Kie­sel­stei­ne vor sich her zum Quirl­platz des Milch­mee­res hin.

Ih­re in herr­li­cher Klei­dung dort war­ten­den, reich ge­schmück­ten Ver­wand­ten schos­sen, kaum daß die wei­ßen Fel­sen ih­rer Ver­wand­ten die Mit­te des Milch­mee­res er­reicht hat­ten, sil­ber­ne Pfei­le auf die­se Reif­fäs­ser ab, und so schmol­zen sie und er­gos­sen sich, in ein blau­es Licht­ge­wand ge­hüllt, als weiß­glü­hen­der Nek­tar in den Stru­del der krei­sen­den Flu­ten.

„Hier tra­gen die ur­al­ten, wei­sen Hü­ter des ewi­gen Wis­sens die wei­ßen Fel­sen der ewi­gen Wahr­heit als Fest­ga­be ih­res Ge­schlechts in den Oze­an des Glücks“, er­klär­te Sol.

An­de­re Stei­ne fin­gen die Rie­sen auch wie­der auf, rie­ben Flam­men aus ih­nen wie aus Feu­ers­tei­nen, in­dem sie im­mer ei­nen männ­li­chen und ei­nen weib­li­chen Fel­sen an­ein­an­der rie­ben.

Wie­der an­de­re Stei­ne zer­drück­ten sie in der Hand wie rei­fe Früch­te und pus­te­ten das aus­ge­preß­te Naß als Sturm­re­gen oder Wol­ken­güs­se vor sich her.

Wie­der an­de­re Fel­sen war­fen sich die Rie­sen auf ih­rer Rei­se wie spie­le­risch zu; und gro­ße Bäu­me, die auf ih­ren Flug­ber­gen stan­den, ent­wur­zel­ten sie, floch­ten sie wie Wei­den zu­sam­men, schlu­gen dann mit den Baum­ge­we­ben frucht­ba­ren Tau aus den Ge­stei­nen und trie­ben ihn als brau­sen­de Re­gen­güs­se vor sich her.

„So wie die­se mäch­ti­gen Geis­tes­be­herr­scher mit ih­ren ge­floch­te­nen Bäu­men den Tau aus den Fel­sen zur Mit­te des schäu­men­den Milch­mee­res trei­ben, so lei­tet der Wei­se die leuch­ten­den Wahr­hei­ten aus dem Geist des­sen, der nach höchs­ter Er­kennt­nis strebt, in die Quel­len der Ewig­keit“, er­klär­te Sol.

„Auf die­se Wei­se ge­lan­gen die mond­hel­len Rie­sen­kräf­te in den got­ter­füll­ten Er­kennt­nis­stru­del der Welt und küh­len mit ih­ren ewi­gen Ein­sich­ten die hei­ße Glut der Be­geis­te­rung, wel­che die in­ne­re Son­ne in den Er­kennt­nis­pro­zeß lei­tet, um die ver­stei­ner­ten Vor­ur­tei­le zu schmel­zen.“










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