Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Die Schattenbilder der Wirklichkeit
am silberweißen Tor zur Transzendenz

Der König des Winters
im Zeichen des Vollmonds


Als Mani wie aus tie­fem Schlaf er­wach­te, ver­nahm sie ei­nen lieb­li­chen Ge­sang, der sich in ihr aus­brei­te­te und ihr woh­li­ge Wär­me zu­fä­chel­te. Beim Öff­nen ih­rer Au­gen sah sie die drei schö­nen Jung­frau­en wie­der am Brun­nen sit­zen; dort spon­nen sie ih­re gol­de­nen Fä­den.

Ih­re zar­ten Wei­sen er­füll­ten den herr­li­chen Park; und sie wur­den viel­fäl­tig vom Wi­der­hall um­spielt, wel­cher vom Kri­stall­pa­last zu­rück­klang.

Mani er­kann­te rechts auch wie­der den Win­ter­berg; jetzt sah die­ser aus wie ein fein­ge­schlif­fe­ner Sil­ber­fel­sen.
Herr­li­che Kri­stall­ge­wäch­se rank­ten und blüh­ten auf ihm. Ei­nem gro­ßen Fest­zug ähn­lich, be­weg­te sich der glit­zern­de Hü­gel wei­ter von ihr fort.

Die Bäu­me, Sträu­cher und Grä­ser, die un­ter sei­nem Ob­dach mit­zo­gen und die von ihm viel­fäl­ti­ges Licht ern­te­ten, wa­ren blü­ten­be­deckt wie im schöns­ten Früh­ling.
Auch die mit­zie­hen­den Vö­gel und an­de­ren Tie­re wa­ren mit Blü­ten ge­schmückt.

Dort, wo vor­her noch die un­er­gründ­li­che Fel­sen­kluft gegähnt hat­te, saß nun auf ei­nem sil­ber­nen Thron ein wei­ser Mann in wei­ßem Ge­wan­de.

Sil­ber­weiß glänz­ten sein Haupt­haar und sein lan­ger, wal­len­der Bart im Lich­te des Voll­monds, und hel­le blaue Au­gen strahl­ten aus sei­nem sanft sich nei­gen­den, gü­ti­gen Ge­sicht.

Um den Hals des Mäch­ti­gen hin­gen Gir­lan­den aus Edel­stein­blu­men, und aus die­sen er­klang ei­ne ganz zar­te, rei­ne Mu­sik.
Sie ver­band sich har­mo­nisch mit den lieb­li­chen Ge­sän­gen der drei gold­we­ben­den Jung­frau­en am Wun­der­brun­nen.

Über dem Sil­ber­ber­ge lief der Mond sei­ne licht­spen­den­de Bahn; in un­zäh­li­gen, sil­ber­wei­ßen Tau­tröpf­chen rei­nen Be­wußt­seins senk­ten sich sei­ne Strah­len auf das Haupt des kri­stall­ge­schmück­ten Herr­schers der Weis­heit.

Von dort schneiten sie als Licht­flo­cken lau­te­rer Le­bens­freu­de wei­ter in die Um­ge­bung zu den drei schö­nen Jung­frau­en und ih­rem rei­nen Wun­der­brun­nen, zum Schloß und zu al­len ein­zel­nen Bäu­men hin.

Vie­le gro­ße und klei­ne Re­gen­bo­gen dehn­ten sich vom sil­ber­nen Berg über­all­hin aus, und der Mond umgab die­se Brü­cken des Glücks mit zart­wei­ßen Hül­len und leg­te so ei­nen licht­ge­schmück­ten, viel­far­bi­gen, blin­ken­den Ne­bel über die Na­tur.

Mani be­merk­te, daß es in ih­rem In­nern ganz still ge­wor­den war und daß die­se tie­fe Ru­he sich auch an­ge­nehm kühl in ih­rem Ver­stan­de aus­brei­te­te.

Da­durch wur­den ihr die ge­schau­ten Räu­me im­mer kla­rer und dehn­ten sich in ih­rem Geis­te im­mer wei­ter aus. Schließ­lich glaub­te sie, auch wenn sie ih­re Au­gen nur zur nächs­ten Um­ge­bung hin­lenk­te, in un­be­grenz­te Fer­nen zu schau­en.

So reg­te sich in ihr im­mer mehr das Emp­fin­den gro­ßer geis­ti­ger Frei­heit und gab ihr ein star­kes in­ne­res Ge­fühl von Si­cher­heit.










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