Mani saß schon auf dem Bo­den, hat­te schnell die Au­gen ge­schlos­sen und war auch so­fort wie in ei­nen tie­fen Schlaf ver­fal­len.

Als sie er­wach­te, er­blick­te sie nur noch in wei­ter Fer­ne, zur Hö­he des Ber­ges hin, ei­ne leuch­ten­de, reich­ge­schmück­te Rei­ter­schar mit gol­de­nen Hel­men und glän­zen­den Waf­fen, wel­che auf wei­ßen Pfer­den die Milch­stra­ße em­por zum Mon­de hin­ritt.

Fun­keln­der Tau tropf­te von den gol­de­nen Mäh­nen der ed­len Ros­se nie­der, und es war ihr, als strö­me die­ser Nek­tar auch auf ih­re Zun­ge, be­glü­cke sie und stär­ke sie bei ih­rer Wahr­heits­su­che.

Jetzt wünsch­te Mani die herr­li­chen Krie­ger die­ses Luft­hee­res wie­der her­bei und so­fort dreh­te sich die Schar – wie von ihr ge­ru­fen – um und ras­te um so dunk­ler und grim­mi­ger wie­der auf Mani zu, noch hef­ti­ge­re Stür­me als zu­vor ent­fa­chend.
So­gleich saß auch Mani wie­der er­schreckt am Bo­den und schloß ih­re Au­gen.

„Wich­tig ist auch, daß wir hier in der Nä­he der Trans­zen­denz nicht mit un­se­rem in­di­vi­du­el­len Wün­schen oder Ab­leh­nen – al­so mit ir­gend­wel­chen be­grenz­ten Ge­füh­len – in die Ge­scheh­nis­se ein­grei­fen“, er­klär­te ihr der Bru­der bei ih­rem er­neu­ten Er­wa­chen, „denn in der Hö­he des rei­nen Be­wußt­seins reicht ei­ne ein­zel­ne be­grenz­te in­ne­re Stel­lung­nah­me aus, um als will­kür­li­cher Ein­griff in die sich ent­fal­ten­de Na­tur ge­wer­tet zu wer­den.

Die­se Art be­grenz­ter An­teil­nah­me an voll­kom­me­nen Na­tur­er­eig­nis­sen kann den be­schränk­ten Geist so ver­stri­cken, daß der Su­cher den Weg zur Wahr­heit völ­lig aus sei­nen Au­gen ver­liert, ja so­gar von dem Ho­heits­ge­biet der Wahr­heit da­von­rennt.“

Die­se Be­din­gung der lau­te­ren, un­schul­di­gen Be­trach­tung der Wahr­heit stell­te für Mani ei­ne ziem­liche Hür­de dar. Wie soll­te sie durch der­ar­ti­ge Aben­teu­er als un­be­tei­lig­te Be­trach­te­rin hin­durch­ge­hen kön­nen – wo sie bis­her doch nur ge­wohnt war, auf ih­re Um­welt zu re­a­gie­ren und da­bei dann die Art ih­res in­di­vi­du­el­len Han­delns nach ih­ren ei­ge­nen Er­fah­run­gen zu be­stim­men?

Aber hier, am Ran­de des „Rin­ges der in­ne­ren Geis­tes­kräf­te“, soll­te sie die­se bis­he­ri­gen Le­bens­ge­wohn­hei­ten plötz­lich auf den Kopf stel­len und ge­ra­de in den Au­gen­bli­cken höchs­ter Ge­fahr völ­lig un­be­tei­ligt ver­wei­len, um dann auch noch si­cher und un­be­scha­det wei­ter­zu­kom­men!

Mani ent­schloß sich je­doch, den Rat ih­res Bru­ders in blin­dem Ver­trau­en ein­fach zu be­fol­gen und sich zu be­mü­hen, für den wei­te­ren Weg die­se ge­ge­be­ne Re­gel ein­zu­hal­ten.