PETER HÜBNER · DIE INSEL DES GLÜCKS
~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~
nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm
Der mittlere Geistesring im Lichte des Mondes
In Krähengestalt umkreiste krächzend der Rest der Schar das seltsame Bauwerk, welches sich nun tanzend zur Mitte des Platzes hin in Bewegung setzte.
Dort angelangt, schwebte der Adler mit dem Frosch und dem Schmetterling zum Rasen herab und ließ sich dort auf einer der ausgebreiteten farbenprächtigen Matten nieder.
Der Frosch sprang von seinem Rücken zielsicher auf die linke benachbarte Matte, und der Schmetterling taumelte zur rechten Matte hin und setzte sich mitten darauf.
Der Tiger erhob sich nun mit den anderen Gefährten auf dem Rücken und lief gewandt den Rüssel des Elefanten herunter auf die ihm am nächsten liegende freie Matte – wobei der Wolf mit einem mächtigen Satz auf die rechte benachbarte Matte sprang und sich dort niederließ und die Katze noch einen weiteren Sprung zu einer anderen freien Matte tat.
Unterdessen hatte sich auch der Krähenschwarm auf die restlichen Sitzplätze verteilt, und nun wandelten sich alle in farbenprächtig gekleidete Jungen und Mädchen mit silbernen, reichverzierten Umhängen.
„Diese Gruppe hier übt sich in der Kunst der Verwandlung“, erklärte Sol seiner Schwester.
„Hierzu ist das Beherrschen der Elemente die natürliche Voraussetzung.
Dabei eignen sich die Schüler ein besonders gründliches Wissen über die inneren Unterschiede der einzelnen Lebewesen an; denn aus diesen rührt dann erst deren äußere Verschiedenheit her.
Die Jungen und Mädchen lernen in dieser Übung, die Eigenheiten der Lebewesen auf ihrer eigenen feinsten Geistesebene zu erfassen. So erkennen sie die ganz persönlichen Merkmale der einzelnen Geschöpfe.
Alles, was lebt, hat einen inneren Lebenskern; in diesem selbstleuchtenden Kern gleichen sich alle Lebewesen vollständig; dieser Kern, welcher wie eine strahlende Sonne aussieht, stellt die erste, feinste Ausformung des individuellen Lebens überhaupt dar.
Und weil die unterschiedlichen Eigenschaften der Lebewesen ganz verschieden stark aus ihm herausragen, deshalb bestimmen diese so in ihren Proportionen das Aussehen und die Eigenheiten des jeweiligen Geschöpfes.
Diesen Sachverhalt muß der Übende innergeistig erfassen. Und dies ist ihm nur deshalb möglich, weil er sich selbst in seinen eigenen allerfeinsten Anlagen von den anderen Lebewesen nicht unterscheidet.
Die Kunst der Verwandlung stützt sich auf die Kräfte der Riesen – also auf die Macht des Geistes über die Elemente.
Sie baut aber auch gleichzeitig auf die hohen Kenntnisse der Alfen – auf deren sicheres Beherrschen der innersten Entscheidungskräfte der Lebewesen, welche wir als deren Eigenschaften und Fähigkeiten kennen.
Deshalb sind bei dieser Übung der Verwandlung Alfen und Riesen gemeinsam als Lehrer der Übenden tätig.
Siehst du rechts hinter den Lernenden den weisen Mann, der den gold-silbernen Mistelzweig in seiner Hand hält, auf dem feinen, aus reinem Lebenslicht gewirkten Sitz?
Er stammt aus dem Geschlecht der Mondalfen und ist mit der Göttin Sif, mit Thor‘s Gattin, verwandt.
Vom Lebensgott Loki hat er geheime Kenntnisse über die Verfeinerung und Veredelung des Lebens, und diese lehrt er die Übenden.
Links neben ihm siehst du einen weisen Riesen auf dem silberdurchwirkten Kristallsessel sitzen; er hält den flammenden, schlangenumwundenen Mistelzweig in seiner Hand.
Dieser Mann ist aus Utgarda-Lokis Reich und ist ein Verwandter des dort ansässigen Feuerriesen Logi.
Von Agni hat er besondere Kenntnisse über die Koordination der Elemente erhalten, denn er ist mit dessen Sohn Beli eng befreundet und deshalb oft beim Meeresherrscher zu Besuch.
Um die Lichtung sitzen wieder zwölf Abgesandte des Geistesherrschers und prüfen die Anwendung der Götterkräfte in den einzelnen Übungen.