Auf der nächs­ten Wald­lich­tung bot sich Mani ein völ­lig an­de­res dra­ma­ti­sches Schau­spiel: über der Mit­te des Plat­zes brau­ten sich rie­si­ge Wol­ken­fel­der zu­sam­men. Die dunk­len Mas­sen wur­den von strah­lend hel­len Blit­zen durch­zuckt, wenn im­mer ein tief­blau-sil­ber ge­klei­de­ter jun­ger Mann ei­nen ham­mer- ähn­li­chen Sil­ber­keil mit sei­nem Arm ge­gen das Ge­wölk stemm­te.

Dann roll­te mäch­ti­ges Ge­tö­se von der Mit­te sei­nes Don­ner­keils bis tief in die Wol­ken hin­ein und schuf dort im schim­mern­den Mond­licht das tag­hel­le Auf­leuch­ten.

Sil­ber­fun­ken sprüh­ten aus den tief­blau­en Wol­ken, und rie­si­ge Was­ser­mas­sen er­gos­sen sich auf den kraft­vol­len, blu­men­über­sä­ten Ra­sen­tep­pich der Lich­tung.

Sie wur­den je­doch von der hit­zi­gen Ge­walt ei­ner glei­ßen­den Feu­ers­brunst, wel­che dicht über dem Ra­sen wü­te­te, zu­rück­ge­schleu­dert in das Meer der Wol­ken.

So glich das In­ne­re der Wald­lich­tung dem In­ne­ren ei­nes rie­si­gen Dampf­kes­sels, der auf ei­ner glü­hend­hei­ßen Flam­me saß und in dem von der Hö­he un­zäh­li­ge Was­ser­fäl­le her­ab­stürz­ten.

Die lo­dern­de Glut er­zeug­te ein sil­ber­rot ge­klei­de­ter jun­ger Mann mit sei­nem Flam­men­schwert.
Da­bei schütz­te er sich mit ei­nem hell­blau-sil­ber­durch­wirk­ten Schil­de ge­gen die her­ab­drän­gen­den Was­ser­mas­sen.

Sein Ge­gen­spie­ler stemm­te ei­nen ähn­li­chen Schild von sil­ber­wei­ßem Glan­ze ge­gen die feu­ri­ge Hit­ze.
Über den bei­den Üben­den er­glänz­te, von ei­nem zum an­de­ren sich wöl­bend, ein Re­gen­bo­gen.

Hin­ter dem Feu­er­ent­fa­cher, der im­mer kräf­tig in die Glut blies, so daß die­se hell auf­lo­der­te, saß in­mit­ten ei­ner lo­dern­den Flam­me ein weiß­ge­klei­de­ter Mann mit ei­nem feu­ri­gen Bar­te auf ei­nem glü­hen­den Thron; und es war Mani, als rühr­te al­le Glut der Welt ge­ra­de­wegs aus die­sem rot auf­leuch­ten­den Bart.

Mit hell­strah­len­dem, fun­ken­sprü­hen­dem Blick ver­folg­te der hei­te­re Mann die Schwert­übun­gen sei­nes Zög­lings.
„Dies ist ein Nef­fe des Feu­er­rie­sen Geirröd, des Herr­schers über das Reich der Lohe“, er­klär­te Sol.
„Die Feu­er­rie­sen ver­wal­ten in der Welt die Kräf­te der Brän­de, und so lei­ten sie auch hier auf der In­sel al­le Übun­gen, die den Ler­nen­den in sei­ner na­tür­li­chen Macht­er­lan­gung über die Kräf­te des Feu­ers stär­ken.
Sein Schü­ler fer­tig­te ihm mit den Mit­teln sei­ner bis­he­ri­gen Kunst den pracht­vol­len Flam­men­ses­sel.

Auf der an­de­ren Sei­te siehst du hin­ter dem ge­wit­ter­mäch­ti­gen Re­gen­er­zeu­ger ei­nen En­kel des Was­ser­rie­sen Ögir, des Herr­schers über das kos­mi­sche Den­ken, auf dem schaum­glit­zern­den Thron­ge­bil­de ei­ner Mee­res­wo­ge sit­zen; er be­rät den jun­gen Blitzwir­ker in der Kunst der Re­gen­ern­te.

Auch die­sem wei­sen Rie­sen hat sein Schü­ler zu Be­ginn der Übung aus den bis­he­ri­gen Mit­teln sei­ner Kunst den herr­li­chen Wo­gen­ses­sel er­rich­tet.

Durch die Gunst des Don­ner­got­tes Thor, je­nes Herr­schers über die Ein­heit der Le­bens­kraft, sind die Was­ser­rie­sen als Ken­ner der kos­mi­schen Denk­pro­zes­se des Mel­kens der himm­li­schen Wol­ken­kü­he kun­dig, und das Re­gen­schaf­fen ist ein Aus­druck die­ser ho­hen Fer­tig­keit.

Die zwölf Män­ner und Frau­en, die du um den Re­gen­platz ver­sam­melt siehst, sind wie­der ho­he Ab­ge­sand­te des Herr­schers der Welt­mee­re, und sie ach­ten ge­nau­so – wie dies bei der vo­ri­gen Übungs­stät­te der Fall war – dar­auf, daß das Spie­le­ri­sche sich ge­gen­über dem Kämp­fe­ri­schen im­mer mehr be­haup­tet.

Sie wa­chen gleich­zei­tig dar­über, daß die Re­gen­flu­ten nicht über die Lich­tung hin­aus­drän­gen und die Wäl­der weg­schwem­men und daß auch die Feu­ers­brüns­te auf der Lich­tung ver­blei­ben, und sie ach­ten auch dar­auf, daß die Brän­de nicht das zier­li­che Gras so­wie die schö­nen Blu­men ver­sen­gen.

Die höchs­te Auf­merk­sam­keit der Rich­ter aber gilt auch hier wie­der dem viel­fäl­ti­gen Be­herr­schen der Rie­sen­kräf­te des Be­wußt­seins durch die Kämp­fen­den selbst und kon­zen­triert sich des­halb auf das har­mo­ni­sche Zu­sam­men­wir­ken der Göt­ter­kräf­te des Ge­wis­sens, auf wel­che sich ja die Rie­sen­kräf­te stüt­zen.“