
PETER HÜBNER · DIE INSEL DES GLÜCKS
~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~
nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm
Das Sternenschloß der Weisheit
Langsam folgten alle anderen nach: der mächtige Mondalfe und auch die Freunde des Müllerssohnes: der Schnelläufer, der diesem damals das Wasser des Lebens und der Heilung besorgt hatte der Kälteerzeuger, welcher ihn im heißen Bade mit der Kälte geschützt hatte der Horcher, welcher dem Müllerssohn alle Nachrichten des Zaren im voraus mitgeteilt hatte und welcher auch gehört hatte, daß der Schnelläufer auf seinem langen Weg eingeschlafen war und tief schnarchte der Schütze, der mit seinem Schuß in den Balken der Mühle, welche ja Welten weit entfernt war, den Schnelläufer wieder aufgeweckt hatte der Esser, welcher die Stärke von zwölf Stieren und das Brot aus den fünfundvierzig Öfen aufgegessen hatte der Trinker, welcher die je fünfundvierzig Fässer Wasser und Met ausgetrunken hatte und schließlich der Mann, der aus seinem Bündel Reisig das ganze Heer hervorgebracht hatte; mit ihnen allen hatte Sol sie bekannt gemacht, und Mani war froh, daß der Bruder ihr deren gemeinsame Geschichte mit dem fliegenden Schiff erzählt hatte.
Doch auch die Zarentochter die Gemahlin von Hans und seine beiden Brüder waren dabei; Heinrich, der älteste, der die Mühle leitete, wenn der Vater mal gerade unterwegs war, und Karl, welcher überall in der Welt die geschäftlichen Verpflichtungen der Familie wahrnahm auch sie lernte Mani hier durch ihren Bruder persönlich kennen; und sie sah sie jetzt angeregt mit dem mächtigen Esser plaudern, während die ganze Gesellschaft dem Südteil des Palastes zustrebte.
Aber auch ihre Großmutter und ihre Reisegefährtinnen hatten sich dem kleinen Zug angeschlossen; sie wollten Mani bis zum Strand begleiten, denn sie beabsichtigten, noch eine Weile hier auf der Insel des Glücks zu bleiben und ihre Übungen weiter zu vervollständigen.
So erreichten alle schließlich den Palasthafen; aber wie erstaunt war Mani, als sie feststellte, daß hier ein sehr reger Verkehr herrschte: unablässig kamen und gingen Schiffe sie strebten in alle Himmelsrichtungen und schienen Menschen wieder in ihre Heimat zurückzubringen; und aus vielen Welten brachten sie sie wohl auch hierher.
Alle Schiffe sahen verschieden aus; keins glich dem anderen, und eins war prächtiger als das andere.
Dennoch wurden alle diese Schiffe offenbar nach dem gleichen, inneren Mechanismus beherrscht und gesteuert.
Auch ihr Schiff, welches Mani nun schon fast vertraut vorkam denn sie hatte es sich bei der Übung auf der Lichtung ganz genau angeschaut und gut im Gedächtnis behalten , war schon fahrbereit und erglänzte hier unmittelbar vor ihnen in farbenprächtig schillernder Pracht.
Alle Segel waren gesetzt und standen im vollen Wind des Mondes, welcher sich rechts vom Zauberschiff in halber Höhe erhob.
Die Sonne war längst im Weltmeere zur seligen Ruhe gegangen, und der Mond beschrieb nun pflichterfüllt seine silberweiße, kosmische Bahn.
Nun bestiegen alle das Schiff, und Mani bemerkte, daß sie auch hier genauso wie schon im Palast oder in den Erkenntnisringen allgemein den Boden unter ihren Füßen nicht spürte: sie schien regelrecht ganz wenig nur über dem Boden zu schweben.
Als sie nun auf dem fliegenden Schiff standen, da erhöhte sich Manis Gefühl der inneren und äußeren Leichtigkeit noch einmal, und es kam ihr vor, als würde sie selbst mit hauchzarter, kaum wahrnehmbarer Luft gleichsam ausgefüllt und noch mehr erleichtert wobei es ihr erschien, als wehe ein unendlich feiner, äußerst lebendiger, lauer Wind vom Schiffsführer her in sie hinein und mache sie ganz leicht.