Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Die Regenbogenschlösser des Tages


Dies war dann der Mo­ment, wo du nicht mehr wei­ter­ge­hen woll­test, denn schon die kleins­te Be­we­gung in dei­nem Geis­te oder in dei­nem Kör­per ver­schaff­te dei­nen Sin­nen die Pein des Durs­tes.

So rie­fen sie im­mer nur nach ih­rer himm­li­schen Milch­kuh des rei­nen Be­wußt­seins mit dem all­näh­ren­den und all­er­qui­cken­den Nek­tar der licht­durch­flu­te­ten Le­bens­freu­de.

„Was er­zeugt denn nun die­se dunk­len Blit­ze in­mit­ten der be­se­li­gen­den, mond­kla­ren Hel­lig­keit?“ frag­te Mani.

„Es sind die Wün­sche, die wir auch auf der Lich­tung mit dem Hir­ten sa­hen, wo sie aus al­len Wel­ten her­bei­ström­ten; sie brin­gen in der se­li­gen, hel­len, schnee­weiß glit­zern­den Stil­le des rei­nen Be­wußt­seins die be­grenz­ten Ge­dan­ken her­vor; und in die­sen dunk­len Ge­dan­ken hal­ten sie sich auch ver­steckt wie in schwar­zen Ge­wän­dern und ru­fen da­bei so laut nach Er­fül­lung, daß die Sin­ne ih­nen nach­lau­fen, um zu se­hen, wer denn da plötz­lich in der tie­fen, se­li­gen Stil­le so laut ruft.

Und in­dem die Sin­ne dann zu den Wün­schen hin­ei­len, stel­len sie fest, daß die­se wirk­lich nicht er­füllt sind und recht ha­ben mit ih­rer laut­star­ken Kla­ge.

Und so über­neh­men die Sin­ne et­was von dem Weh der man­geln­den Er­fül­lung der Ge­dan­ken und kla­gen de­ren Leid nun ih­rer­seits dem­je­ni­gen, des­sen un­er­füll­te Wün­sche es ja sind – der sie ja al­le ein­mal er­zeugt hat und der ih­nen die nö­ti­ge Mit­gift bis­her nicht ver­schafft hat.

Erst, wenn al­le Wün­sche ih­re voll­stän­di­ge Mit­gift er­hal­ten ha­ben, hö­ren sie auf zu kla­gen; und erst dann lo­cken sie die Sin­ne auch nicht mehr mit ih­rem lau­ten Ru­fen von den all­näh­ren­den Milch­kü­hen der Trans­zen­denz weg.

Und erst dann kön­nen die Sin­ne im­mer­zu voll­stän­dig er­nährt wer­den und so­mit auch kei­ne ei­ge­nen Kla­gelau­te mehr her­vor­brin­gen, wel­che die Men­schen, bei de­nen sie dies tun, im­mer so be­un­ru­higt hat­ten – denn es gibt ja auch kei­ne kla­ge­ru­fen­den Ge­dan­ken mehr, die sie von ih­rer All­nah­rung weg­lo­cken könn­ten.“










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