Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Der mittlere Erkenntnisring im Lichte der Sonne


Wäh­rend­des­sen schafft die Kuh Sawala durch ih­re über­na­tür­li­chen Kräf­te noch ei­ne sie­ben­te Grup­pe ganz gol­de­ner Krie­ger – mit sil­ber­wei­ßen Strah­len­krän­zen um ih­re Häup­ter, mit gol­de­nen Schil­den und gol­de­nen Spee­ren aus­ge­rüs­tet: leuch­tend wie die Son­ne am Him­mel.

Al­le Sol­da­ten Helgis sind mitt­ler­wei­le vol­ler Le­bens­glück und se­li­ger Le­bens­freu­de. Was wol­len sie mehr als die in­ne­re Fül­le ih­res uni­ver­sa­len Seins und äu­ße­re Fül­le ih­res kos­mi­schen Er­le­bens gleich­zei­tig – so wie zwei un­er­meß­li­che Schät­ze? Jetzt ist ih­nen we­der in­nen noch au­ßen ir­gend­ein Wunsch of­fen; was könn­te es denn noch mehr für sie ge­ben?

Nichts kann die Sol­da­ten mehr an­spor­nen, für ir­gend­ei­ne zu­sätz­li­che Er­fül­lung auch nur ih­ren klei­nen Fin­ger zu rüh­ren – wo sie ja nun schon spon­tan al­les Glück der Welt in Hül­le und Fül­le er­fah­ren.

So­bald nun der Kö­nig die neu­en gol­de­nen Krie­ger der Kuh Sawala sieht, so fleht er sei­ne Sol­da­ten an, sich auch die­sen Krie­gern zu­zu­wen­den; „aber was soll ich, vol­ler Le­bens­glück und Le­bens­freu­de, mir denn da­von noch wei­ter ver­spre­chen?“ frag­te je­der nur un­gläu­big, „wo ich ja nun wirk­lich al­les ha­be, was ich zum Le­ben brau­che: Le­bens­glück und Le­bens­freu­de in Hül­le und Fül­le?“

„Auch wenn du noch gar nicht in Er­wä­gung ziehst zu kämp­fen“, fleht ihr Kö­nig je­den ein­zel­nen un­be­irrt wei­ter an, „so wen­de dich den neu­en Krie­gern doch we­nigs­tens erst ein­mal zu!“

Da len­ken erst ein­zel­ne Sol­da­ten und – nach un­säg­li­chem Be­mü­hen des Kö­nigs um je­den ein­zel­nen – auch schließ­lich sein ge­sam­tes Heer den Blick zu den gol­de­nen, strah­len­den Hel­den; und da kön­nen sie ih­ren hell auf­leuch­ten­den, völ­lig be­se­lig­ten Blick nicht mehr von den son­nen­glei­chen Män­nern fort­wen­den; und sie er­ken­nen spon­tan die Welt als na­tür­li­che le­ben­di­ge Ein­heit: so tre­ten sie in den sie­ben­ten Haupt­be­wußt­seins­zu­stand ein – in das Ein­heits­be­wußt­sein.

Und Helgi, der mäch­ti­ge Kö­nig der Er­de, prüft die neue uni­ver­sa­le Stand­fe­stig­keit sei­ner Sol­da­ten wie­der und wie­der, kann in der Ein­heits­er­kennt­nis sei­ner An­ver­trau­ten aber nicht das ge­rings­te Zau­dern fest­stel­len; und die­se ho­he mensch­li­che Voll­en­dung sei­ner Ge­folgs­leu­te er­füllt den Kö­nig mit tie­fem Glück.

Da wen­den die ein­hun­dert­und­acht Söh­ne Helgis wie durch ei­nen ge­hei­men Zau­ber ih­ren Blick von den gol­de­nen Krie­gern ab und öff­nen ihr Ein­heits­be­wußt­sein für ganz neue Mög­lich­kei­ten; denn sie den­ken an den gro­ßen Wei­sen Se­her­mund; ein je­der von ih­nen be­trach­tet da­bei den gro­ßen Wei­sen als noch hö­her als sich selbst.

Nun ist es ein Cha­rak­te­ri­sti­kum des Ein­heits­be­wußt­seins, daß der Mensch in die­sem Be­wußt­seins­zu­stand die gan­ze Welt als na­tür­li­che le­ben­di­ge Ein­heit er­kennt; dies be­deu­tet nicht, daß er sie in ei­ner Wei­se als Ein­heit sä­he, daß er et­wa auf der Ober­flä­che des Da­seins die For­men und Din­ge nicht mehr von­ein­an­der un­ter­schei­den könn­te; nein – von sei­nem ei­ge­nen, in­ne­ren Er­kennt­nis­ver­mö­gen her sieht er die äu­ße­re Ver­schie­den­heit al­len Le­bens auf der Grund­la­ge ih­rer wirk­li­chen kos­mi­schen Ge­mein­sam­keit.

Und die­se Sicht hat der Ein­heits­be­wuß­te in be­zug auf die gan­ze Welt ganz na­tür­lich.

Wenn wir bei­spiels­wei­se sa­gen: „Dies ist mei­ne Hand“, und uns da­bei selbst­ver­ständ­lich dar­über im kla­ren sind, daß ei­ne Flie­ge un­se­re Hand den­noch äu­ßer­lich als von uns selbst ge­trennt an­se­hen mag – dann ist die­se für uns selbst aber im­mer nur ein Teil un­se­rer selbst; denn wir Men­schen er­ken­nen uns in der Ge­samt­heit un­se­rer ein­zel­nen Or­ga­ne als na­tür­li­che Ein­heit – auch wenn wir auf der Grund­la­ge die­ser Ein­heit dann aber noch ein­mal un­se­re ein­zel­nen Or­ga­ne un­ter­schei­den.










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