Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Der mittlere Erkenntnisring im Lichte der Sonne

Die Geschichte vom Weisen Sehermund
und seiner Wunschkuh


In Mid­gard leb­te einst­mals ein Kö­nig mit Na­men Helgi. Die­ser tat­kräf­ti­ge Mann herrsch­te lan­ge Zeit über die gan­ze Er­de.

Ein­mal be­gann nun der Kö­nig über das Er­den­rund zu zie­hen. Da­bei kam der mäch­ti­ge Er­obe­rer auch in die Nä­he der Ein­sie­de­lei Se­her­munds – voll grü­ner Pflan­zen und Bäu­me, mit rei­fen Früch­ten und duf­ten­den Blu­men ge­schmückt und von Vö­geln und Hir­schen be­sucht wie von gu­ten Freun­den.

Er­prob­te Män­ner in den Geis­tes­übun­gen leb­ten in je­ner hei­li­gen Ein­sie­de­lei; ei­ni­ge un­ter ih­nen leb­ten nur von Was­ser, ei­ni­ge von Luft, ei­ni­ge nur von Blät­tern, an­de­re da­ge­gen von Wur­zeln und Früch­ten.

Helgi war von die­ser fried­li­chen Oa­se der be­leb­ten Stil­le sehr be­ein­druckt.
Wie es der Brauch war, ging er zu dem gro­ßen Meis­ter Se­her­mund und er­kun­dig­te sich freund­lich nach des­sen Wohl­be­fin­den.

Dann, nach der ge­gen­sei­ti­gen höf­li­chen Be­grü­ßung, lud der Wei­se Se­her­mund den Kö­nig ein, doch sei­ne Gast­freund­schaft in An­spruch zu neh­men.

Helgi konn­te sich nicht vor­stel­len, wie denn der schlich­te wei­se Mann ihn, den Kö­nig, sei­ne hun­dert Söh­ne – die al­le ge­wohnt wa­ren, wie Kö­ni­ge zu spei­sen – und noch das ge­sam­te rie­si­ge Heer der herr­schen­den Welt­macht hier im Wal­de be­kö­sti­gen wol­le; er freu­te sich je­doch über den gu­ten Wil­len des Ein­sied­lers und ant­wor­te­te vol­ler Höf­lich­keit, daß durch sei­ne freund­li­chen Wor­te al­lei­ne schon ge­nug Gast­freund­schaft er­wie­sen sei.

Aber Se­her­mund be­stand dar­auf, daß Helgi mit sei­nen Män­nern und sei­ner Ar­mee sei­ne Gast­freund­schaft an­neh­me. Schließ­lich stimm­te der Kö­nig zu.

Da rief der Wei­se Se­her­mund sei­ne Op­fer­kuh Sawala her­bei und sprach zu ihr: „Der Kö­nig mit sei­ner Ar­mee ist un­ser Gast; dar­um be­wir­te du sie mit an­ge­mes­se­ner Spei­se und Trank. Bit­te er­fül­le mir mei­nen Wunsch und er­freue sie mit al­len wert­vol­len Ge­rich­ten.

Schaf­fe da­her bit­te ohne Ver­zö­ge­rung für al­le aus­rei­chend Spei­se her­bei.“

Bei die­sen Wor­ten Se­her­munds brach­te die Kuh be­reits die ver­schie­dens­ten Ge­rich­te her­vor – so, wie sie dem Gau­men an­ge­nehm wa­ren.
Sie schuf die herr­lichs­ten Süß­spei­sen, her­vor­ra­gen­de Säf­te, köst­li­che, ho­nig­sü­ße Ge­trän­ke, ge­mischt mit Säf­ten er­le­sens­ter Früch­te und mit Milch, ver­schie­dens­te, ed­le Spei­sen und vie­le Ar­ten ap­pe­tit­an­re­gen­der Sup­pen – und al­les in dem leuch­tends­ten Gold- und Sil­ber­ge­schirr, so daß die Be­wir­tung der Gäs­te vor­züg­lich ge­lang.

Helgi war von die­ser Gast­lich­keit sehr tief be­ein­druckt, und nach­dem er sei­nen Dank aus­ge­drückt hat­te, bat er den Wei­sen um die Kuh, in­dem er sag­te: „Ich wer­de Euch ei­ne Mil­li­on Kü­he ge­ben, bit­te gebt mir Eu­re Sawala zum Tausch. Eu­re Op­fer­kuh ist in der Tat ein sel­te­nes Pracht­stück!“

Da ant­wor­te­te Se­her­mund: „Ich kann mich von Sawala nicht tren­nen, nicht für mil­li­o­nen und aber mil­li­o­nen Kü­he, nicht für al­les Gold und Sil­ber, das Ihr an­bie­tet.“

„Dem Kö­nig ste­hen aber recht­mä­ßig al­le kost­ba­ren Din­ge zu“, sag­te da Helgi, „dar­um gebt mir die­se Sawala! Nach dem Ge­setz steht sie mir zu.“

„Die­se Kuh folgt mir wie der Ruf ei­nes ed­len Man­nes“, ant­wor­te­te dar­auf­hin der schlich­te Mann dem mäch­ti­gen Welt­er­obe­rer. „Ich le­be von ihr, und ich voll­zie­he mit ih­rer Hil­fe mei­ne Op­fer.
Ich sa­ge Euch ernst­haft, Sawala ist mein ein und al­les. Ihr blo­ßer An­blick er­füllt mich schon mit Freu­de. Dar­um kann ich Euch die Kuh auch nicht ge­ben.“

Helgi dräng­te aber wei­ter nach dem Be­sitz der Kuh und ver­sprach rei­che Pro­vin­zen, Tau­sen­de von Ele­fan­ten und Pfer­den, gol­de­ne Kut­schen und die ver­schie­dens­ten Ar­ten von Ju­we­len zum Tausch. Aber Se­her­mund lehn­te fest ent­schlos­sen im­mer wie­der ab.










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