Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Die Geschichte des Mannes mit dem goldenen Bart


Als er am Pa­las­te des Schwie­ger­va­ters an­kam, konn­te er ge­ra­de noch sei­ne Ge­mah­lin auf­sit­zen las­sen und den Schwie­ger­va­ter bit­ten, in der Sänf­te ih­res ge­schmück­ten Ele­fan­ten Platz zu neh­men, denn er merk­te, daß er di­rekt wei­ter­zie­hen muß­te; im­mer neue Schar­en von reich be­la­de­nen und ge­schmück­ten Ele­fan­ten, Ka­me­len, Pfer­den und Eseln rück­ten näm­lich nach, und sie al­le dräng­ten nach vor­ne.

Zu sei­nen Mi­nis­tern sag­te der Kö­nig, als die­sen ih­re Mün­der nur so of­fen­stan­den, der Prinz zie­he ge­ra­de um, des­halb kom­me der gro­ße Zug da­her.

Und als sie in das Land des Prin­zen ka­men, da glaub­ten dort die Mi­nis­ter, die Mit­gift kom­me aus der gan­zen Welt zu­sam­men; denn so­viel Reich­tum brach­te die Frau des Kö­nigs­soh­nes mit, daß das gan­ze Land da­von über­schwemmt wur­de.

Die Men­schen konn­ten ih­re Häu­ser ab­rei­ßen oder ab­bren­nen – mit­samt al­lem Mo­bi­li­ar und al­lem Ge­rät – und al­les in Gold, Sil­ber und Edel­stei­nen wie­der auf­bau­en.

Und dann brauch­te je­der auch noch ei­nen se­pa­ra­ten, rie­si­gen Spei­cher, in wel­chem er den Rest sei­ner Edel­stei­ne, sei­nes Gol­des und Sil­bers la­gern konn­te.

Ja, und auch die Mi­nis­ter bau­ten sich jetzt ih­re Mi­nis­te­rien aus Gold, Sil­ber und Edel­stei­nen, denn das war ja jetzt wie­der in Hül­le und Fül­le vor­han­den – wie in den gu­ten al­ten Zei­ten des Kö­nigs – und mehr noch.

Auch der Pa­last wur­de ganz neu auf­ge­baut – nach al­ten Plä­nen des Kö­nigs.
Und als der Pa­last fer­tig war und die Hoch­zeit noch ein­mal ge­fei­ert wur­de und auch al­les Volk ver­sam­melt war und die Kö­ni­gin vol­ler Glück und un­ter Freu­den­trä­nen ih­ren Sohn wie­der in ih­re Arme ge­schlos­sen hat­te und die­ser sie er­füllt an­schau­te, so als gin­ge in ihm die Son­ne auf, und als er dann zum Schwie­ger­va­ter, zu sei­ner Ge­mah­lin und zu sei­nem lie­ben Töch­ter­chen hin­blick­te und auch mit freu­di­gem Blick sei­ne bei­den Rei­se­ge­fähr­ten wie­der­sah – und als auch al­le Mi­nis­ter wie­der völ­lig sor­gen­frei ver­sam­melt wa­ren, da fehl­te nur noch ei­ner.

Und kaum war der Ge­dan­ke in der Tie­fe des Her­zens ge­dacht, da trat der al­te Kö­nig, aus dem Wal­de heim­keh­rend, ein in den gro­ßen Ster­nen­saal, und der Sohn konn­te nur noch er­ken­nen, daß sein Bart gol­den schim­mer­te, dann schwan­den ihm die Sin­ne.
Als er wie­der er­wach­te, war das Fest schon in vol­lem Gan­ge, und die gro­ßen Be­grü­ßun­gen des Wie­der­se­hens wa­ren vor­über.
Da wur­de der Kö­nigs­sohn sehr schweig­sam und ver­fiel in tie­fes Sin­nen; doch be­vor dies Auf­se­hen er­re­gen konn­te, er­hol­te er sich wie­der und nahm als glück­li­cher Gast an sei­ner ei­ge­nen Hoch­zeit teil.

So man­ches war ihm klar­ge­wor­den – so man­ches blieb als Fra­ge of­fen –, und so bald wie mög­lich woll­te er mit sei­nem Wun­der­pferd in das Land der Meer­män­ner rei­sen; er mach­te sich auch schon mit dem Ge­dan­ken ver­traut, dort sei­ne Herr­schaft an­zu­tre­ten, wie es der Mann mit dem gol­de­nen Bart ihm ge­ra­ten hat­te.

Und dann woll­te er na­tür­lich so schnell wie mög­lich den mäch­ti­gen, wei­sen Mann in des­sen Reich be­su­chen.










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