PETER HÜBNER · DIE INSEL DES GLÜCKS
~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~
nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm
Ring der inneren Erkenntnisübungen im Lichte des Mondes
Kaum hatte der reine Fluß den funkelnden, mit ganz feinen Nebeln durchzogenen Wunderstab genetzt, da wurde er fest wie hauchfein silberüberzogenes Gold, und Mani vermochte nicht mehr hineinzuschauen.
Der Schmiedegeselle faßte den glänzenden Stab mit der Hand, nahm ihn von der goldsilbernen Zange und überreichte ihn mit beiden Händen seinem Lehrer, der das kunstfertige Gebilde freundlich in Empfang nahm, in seiner Hand abwog und es emporhielt, so als wollte er es mit dem lichten Monde vergleichen.
Dann blies er in den Stab hinein und berührte damit einen Busch, der gerade neben ihm stand.
Sofort wandelte sich das grüne Ast- und Blättergebilde in einen goldgehörnten Ziegenbock, der nun munter auf der Waldlichtung umhersprang, sich dann aber plötzlich in die Lüfte erhob und in Windeseile dem Monde zustrebte, so als sei dieser sein langgesuchter Spielgefährte.
Der Lehrer zeigte sich mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden und gab den Zauberstab an seinen Schüler zurück, der das geweihte Gesellenstück voll freudiger Dankbarkeit entgegennahm.
„Wie schon vorher der Ring, bedarf auch dieser Zauberstab der mächtigen Belebung durch den kosmischen Lebensatem, wenn er Wunder wirken soll“, erklärte Sol.
„Die Kunst der Fertigung eines solchen hervorragenden Werkzeuges liegt besonders darin, daß es dem Schmied gelingt, die dem Stabe innewohnende Schlange auf das Erkennen der individuellen Wünsche seiner Benützer einzustimmen.
Darüber hinaus muß der Besitzer der Schlange die allmächtige Kraft verleihen, seine individuellen Wünsche mit dem kosmischen Zweck in Einklang zu bringen denn nur absolut Gutes und Nützliches soll der Zauberstab erwirken.“
Nun blies auch der junge Schmied in sein Kunstwerk, und der Stab wurde wieder einsichtig.
Mani erkannte die Schlange, sie sah das mächtige Schlangenhaupt und die diamantenen Augen, welche den Künstler strahlend und erwartungsvoll anblickten so, als schaue sie nach seinen Anweisungen aus.
Leuchtende Sternenströme durchwanderten gleich unzähligen Sonnen auf geordneten Bahnen den buntgoldenschillernden, tausendäugigen Silberleib des schönen, edlen Reptils, und dazwischen breiteten sich silberweiße Nebelfelder aus.
Und als er sein Zauberwerkzeug nun an den Mund setzte und darauf wie auf einer Flöte spielte, da begann die ganze Natur um ihn herum wie von unwiderstehlichem Drange zu tanzen an, und schließlich wiegten sich alle Bäume und Sträucher, alle Gräser, Blumen und alle Vögel und Tiere des Waldes in wunderbarem Reigen zu den Klängen dieser Zauberflöte.
Kaum jedoch hielt der junge Flötenspieler inne, da begaben sich alle Tänzer wieder an ihre alten Plätze zurück und verharrten dort erwartungsvoll.
„Wie bei allen Übungen, so sind auch hier wieder zwölf weise Richter versammelt und überwachen den richtigen Einsatz der allmächtigen Asenkräfte“, erklärte Sol seiner Schwester.