Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Ring der äußeren Erkenntnisübungen im Lichte des Mondes

Die wunderbare Geschichte
des fliegenden Schiffes


Es war ein­mal ein rei­cher Zar, der äu­ßer­te zu­wei­len die selt­sams­ten Wün­sche. Ei­nes Mor­gens be­fahl er: „Man be­sor­ge mir ein Schiff, mit dem ich zu Was­ser, zu Lan­de und durch die Luft fah­ren kann.“

Und noch am sel­ben Ta­ge ließ er über sei­nen Kanz­ler im gan­zen Reich durch He­rol­de ver­kün­den: „Wer es ver­mag, dem Zaren ein Schiff zu be­sor­gen, mit dem er zu Was­ser, zu Lan­de und durch die Luft fah­ren kann, der be­kommt sei­ne Toch­ter zur Frau und soll nach ihm der Zar wer­den.“

Die­se Kun­de ver­nahm auch ein rei­cher Mül­ler, der drei Söh­ne hat­te.
Der äl­tes­te hieß Heinrich und hat­te sich dar­auf vor­be­rei­tet, nach dem Va­ter ein­mal die Müh­le zu über­neh­men und wei­ter­zu­füh­ren – wie es ja sei­ne Pflicht war.

Und so half er dem Va­ter un­er­müd­lich bei Tag und bei Nacht in al­len An­ge­le­gen­hei­ten der Ver­ant­wor­tung; denn nicht nur aus­er­le­se­nes, gold­gel­bes Korn muß­te aus al­ler Welt her­bei­ge­schafft und im­mer in aus­rei­chen­der Men­ge ver­füg­bar sein, son­dern es muß­te da­zu auch noch luf­tig ge­la­gert wer­den – nicht zu tro­cken und nicht zu feucht, da­mit es die na­tür­li­che Fri­sche des Le­ben­di­gen aus­strahl­te; und dies er­for­der­te viel Raum, Auf­merk­sam­keit und Zeit.

Oft wur­den die Kör­ner ge­dreht und ge­wen­det, so als ob sie nach­rei­fen und aus­lüf­ten soll­ten, be­vor sie schließ­lich ge­mah­len wur­den.

Das Mah­len war ei­ne ho­he Kunst und er­for­der­te vom Mül­ler ei­ne wa­che, un­er­müd­li­che Auf­merk­sam­keit; denn ein je­des Korn soll­te so fein ge­mah­len wer­den, daß man dann im Mehl auch die ein­zel­nen, in­ne­woh­nen­den Kräf­te klar un­ter­schei­den konn­te; aber es soll­te auch nicht so­weit zer­klei­nert wer­den, daß die­se Kräf­te, wel­che ja das ver­schie­den­ar­ti­ge Wachs­tum des Ge­trei­des be­stim­men, zer­stört wür­den. Dann wür­de der Bä­cker das Mehl so­fort zu­rück­brin­gen, weil es zu fade schme­cken wür­de.

Des­halb wur­de je­des Korn ent­we­der 9 x 12mal, al­so 108mal ge­teilt oder 9 x 12 x 5mal, al­so 540mal, oder 9 x 12 x 5 x 3mal, al­so 1620mal. Daß dies nicht ein­fach war, läßt sich leicht den­ken, aber dies ist nun mal die Kunst des Mül­lers.

Und der Mül­ler ver­stand sein Hand­werk; des­halb war er auch weit­hin be­rühmt we­gen sei­nes gu­ten, rei­chen und über­aus ge­schmack­vol­len, kräf­ti­gen Meh­les; je­der, der da­von ge­noß, wur­de stark und wach.

Bei all die­ser Ar­beit war der äl­tes­te Sohn Heinrich dem Va­ter ein ge­leh­ri­ger Schü­ler und un­er­müd­li­cher Hel­fer.

Der zwei­te Sohn des Mül­lers hieß Karl und hat­te sich ganz dem Ver­kauf des Meh­les ge­wid­met; denn das Gu­te muß­te gu­te Men­schen er­rei­chen, um wirk­lich in sei­ner gan­zen Viel­falt zu er­blü­hen.

So war Karl mit Leib und See­le dem Han­del ver­schrie­ben und sorg­te da­für, daß das An­se­hen und der Reich­tum des Va­ters, ja, daß der Wohl­stand der gan­zen Fa­mi­lie im­mer wei­ter wuchs.

Der jüngs­te Sohn war da­durch von al­ler Ar­beit und Ver­ant­wor­tung be­freit; denn sei­ne bei­den äl­te­ren Brü­der wa­ren bei der Er­fül­lung ih­rer Pflicht so er­folg­reich und in ih­rer Ge­schäf­tig­keit so re­ge, daß für Hans selbst gar nichts mehr zu tun üb­rig­blieb.










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