Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Die wilde Jagd

Die kosmische Reinigung der Welt


Durch die glut­vol­le Ar­beit der Rot­ma­cher be­gann nun die gan­ze Na­tur zu gä­ren. Al­le Sal­ze der Welt schie­nen sich plötz­lich in die­sem Berg­wald zu ver­sam­meln wie in ei­nem wun­der­tä­ti­gen, ko­chen­den He­xen­kes­sel und quol­len nun – wie aus gro­ßen Sie­ben – als ro­te, schäu­men­de Salz­strö­me aus dem sau­ren Bo­den.

Aber auch aus al­len jetzt auf eimal wild drauf­los­plau­dern­den Pflan­zen und Tie­ren ström­ten sie her­aus und flos­sen den Berg hin­ab.
So schu­fen sie erst klei­ne, damp­fen­de Rinn­sa­le, die sich dann zu sie­den­den Flüs­sen ver­ei­nig­ten und spä­ter als gro­ße, ko­chen­de, sal­zi­ge Strö­me weit fort in die Ebe­nen flos­sen.

„Das ist die gro­ße Stun­de der He­xen“, sag­te Sol zu sei­ner Schwes­ter.
„Die Zau­be­rin­nen be­gin­nen ge­mein­sam die gan­ze Welt so­lan­ge zu sie­den und zu ko­chen, bis sie aus dem bro­deln­den Welt­kes­sel der Mensch­heit ein leuch­ten­des Schick­sal weis­sa­gen kön­nen.“

Jetzt be­merk­ten die mit­ein­an­der be­schäf­tig­ten Schwarz- und Weiß­ma­cher die vom er­rö­ten­den Mond­licht her­rüh­ren­den ro­ten Lich­ter und Schat­ten auf ih­ren Ge­sich­tern und ih­rer Klei­dung; aber sie spür­ten auch die star­ke Un­ru­he, die sich nun über­all in der er­hitz­ten Na­tur breit­mach­te; und mit ih­ren Fü­ßen ge­rie­ten sie in die ro­ten Salz­flüs­se, wel­che den Berg hin­ab­flos­sen. Al­les um sich fan­den sie gä­rend und ko­chend vor.

Als schließ­lich die gan­ze Na­tur in ei­nen im­mer stär­ker ent­flam­men­den, gä­ren­den, sie­den­den, bro­deln­den und ko­chen­den Auf­ruhr ge­riet und sich in wil­den Ge­sprä­chen ent­zün­de­te, da stürz­ten nun al­le drei Grup­pen der Fär­ber auf­ein­an­der los und mach­ten sich ge­gen­sei­tig rot, weiß und schwarz.

Aber auch al­le Bäu­me, Sträu­cher, Bü­sche, al­le Blu­men und Grä­ser, al­le Vö­gel und an­de­ren Tie­re, al­le Ge­stei­ne und al­le Er­de und auch die Män­ner im Ber­ge mach­ten sie un­ver­dros­sen im­mer wie­der weiß, rot und schwarz, so daß die gan­ze Na­tur und al­le We­sen wie­der und wie­der ih­re Far­be wech­sel­ten und zwi­schen tie­fem Schlaf, ru­he­vol­ler Wach­heit und gä­ren­der Un­ru­he hin- und her­ge­ris­sen wur­den.

Da­bei flos­sen Strö­me über Strö­me von ro­tem Salz ab.
Auch der Mond zeig­te sich wie­der in al­len sei­nen Pha­sen; auch an das ro­te Licht, wel­ches er zu­wei­len aus­sand­te, schien er sich schon ge­wöhnt zu ha­ben.

Und auch Mani spür­te in ih­rem In­ne­ren ei­nen bun­ten Wech­sel von tie­fer Mü­dig­keit – bei wel­cher sie oft der Schlaf über­wäl­tig­te – und un­end­lich er­hol­sa­mer, ru­he­vol­ler, glo­cken­hel­ler Wach­heit.

Oft aber ent­deck­te sie auch bei sich gä­ren­de Un­ru­he – so, als zöge sal­zi­ges Feu­er aus ihr aus und ver­bän­de sich mit den ab­flie­ßen­den ro­ten Salz­flüs­sen.










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