Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Die Schattenbilder der Wirklichkeit
am silberweißen Tor zur Transzendenz

Das Scheingefecht der Jahreszeiten


Vom Win­ter­ber­ge her wü­te­te wie­der der Schnee­sturm mit al­ter Hef­tig­keit; der Mond war mit ei­nem grau­en Schlei­er be­deckt, und un­ter sei­nem Schut­ze stemm­te sich das Schnee­trei­ben wü­tend ge­gen ei­nen vom Som­mer­berg an­drän­gen­den hit­zi­gen Sand­sturm, der un­ter dem Schirm ei­ner Son­nen­fins­ter­nis her­an­feg­te.

Im Schat­ten die­ser bei­den mit­ein­an­der rin­gen­den Na­tur­ge­wal­ten folg­ten be­waff­ne­te Hee­re wil­der Som­mer- und Win­ter­kräf­te.

Vom Ber­ge des ewi­gen Fros­tes zo­gen Schar­en über Schar­en von Eis­split­tern her­an und stürz­ten sich mit ih­ren schar­fen Klin­gen und Frost­äx­ten auf die Feu­er­män­ner, wel­che – flam­men­den Erd­mas­sen gleich – auf die Eis­sol­da­ten ein­dran­gen und die­se mit glü­hen­den Schwer­tern und Keu­len be­dräng­ten.

Als­bald schmol­zen die Eis­män­ner un­ter ih­ren küh­nen Strei­chen da­hin und bil­de­ten ei­nen rie­si­gen See, der al­les Erd­reich un­ter sich be­grub.
Bei den eben­so hef­ti­gen An­grif­fen der Frost­sol­da­ten wie­der­um flamm­ten die Glut­män­ner hell auf und ver­san­ken in den Was­ser­mas­sen.

So kämpf­ten Som­mer und Win­ter im Dun­kel von Son­ne und Mond in tie­fer Nacht Mann ge­gen Mann den Kampf um den Lauf der Zei­ten.

Die Ries­in­nen fin­gen je­doch un­ter­des­sen al­le Feu­er- und Frost­kämp­fer mit ih­ren Gar­nen ein, und sta­chel­ten ih­ren Kampf­geist wei­ter an.
Un­ver­än­dert tob­ten der­weil über den kämp­fen­den Hee­ren auch wei­ter­hin die hei­ßen und kal­ten Un­wet­ter und wü­te­ten ge­gen­ein­an­der.

Jetzt stürm­ten vom drit­ten Berg neue Kämp­fer her­an. Glü­hend­heiß und ei­ses­kalt zu­gleich schlu­gen sie mit hit­ze- und käl­te­spen­den­den Schwer­tern, Keu­len und Äx­ten auf die üb­ri­gen Kämp­fen­den ein.
Da­durch kam in die Kampf­ord­nung der bei­den ers­ten Par­tei­en Ver­wir­rung.

Nun ver­fins­ter­ten sich auch noch die Ster­ne, und al­les Licht kam nur noch vom Kampf­platz her, wo ro­te, wei­ße und bun­te Licht­fun­ken in wil­dem Ge­tüm­mel durch­ein­an­der­sto­ben.
Mani konn­te schließ­lich nicht mehr er­ken­nen, wer hier ge­gen wen an­trat und kämpf­te.

Auch in der Hö­he mach­te sich der neue Kampf­ge­nos­se breit und si­cher­te sich dort sei­nen Platz.
Wie die heiß-kal­te Wut fuhr er vom drit­ten Ber­ge da­her, durch­drang die in­ein­an­der ver­bis­se­nen Frost- und Feu­er­win­de und er­höh­te die un­ge­zü­gel­te Wild­heit der Ele­men­te.

Im Lich­te der über­all her­vor­zu­cken­den Blit­ze stand hin­ter den im­mer neu her­bei­zie­hen­den Frost­kämp­fern hoch­auf­ge­rich­tet der klir­ren­de Win­ter mit sei­nen ei­ses­kal­ten, durch­drin­gen­den Au­gen.

Er stemm­te sei­ne un­ge­heu­re Eis­stan­ge ge­gen die an­stür­men­de Glut. Da­mit bil­de­te er ei­ne fes­te Gren­ze al­len Feu­ers. Von die­ser Stel­le aus ver­brei­te­te sich so­gleich ei­ne er­drü­cken­de Schwü­le über die kämp­fen­den Hee­re.

Dem Frost­rie­sen ge­gen­über stand der Som­mer. Hoch­rot lo­dernd wie Flam­men­glut späh­te er mit hit­zi­gem Blick zum Win­ter hin – als woll­te er die­sen mit den Au­gen ver­sen­gen.

In sei­ner Hand hielt er dem Schnee­sturm ei­ne rot­glü­hen­de, glei­ßen­de Keu­le ent­ge­gen und ent­zün­de­te ihn, so daß er hell auf­lo­der­te.
Der er­hitz­te Schnee sam­mel­te sich je­doch so­fort wie­der in Form dunk­ler Wol­ken­mas­sen in ei­ner er­drü­cken­den Schwü­le, wel­che sich über die Kämp­fen­den la­ger­te.

Mit­ten zwi­schen den Fron­ten er­schien nun auch noch der Be­zwin­ger des drit­ten Ber­ges – an Grö­ße und Ge­walt den bei­den an­de­ren Herr­schern nicht nach­steh­end und an Viel­sei­tig­keit der Kampf­füh­rung noch über­le­gen.

Er stieß sei­nen glü­hend­heiß-ei­ses­kal­ten mäch­ti­gen Speer in die dunk­len Wol­ken­mas­sen, und die so plötz­lich be­frei­ten Ge­wäs­ser er­gos­sen sich nun mit un­vor­stell­ba­rer Hef­tig­keit auf al­le Kämp­fen­den.

Die Flu­ten der Hö­he führ­ten zu­sätz­li­che Glut- und Eis­mas­sen mit sich und wur­den von wil­den, un­ge­zü­gel­ten Blit­zen be­glei­tet, de­nen der Don­ner auf dem Fuß folg­te.

Als das Ge­tüm­mel in sei­ner Hef­tig­keit Mani be­denk­lich na­he kam, durch­zuck­te sie die Angst; schnell schloß sie wie­der ih­re Au­gen und dach­te an gar nichts.

So ver­sank sie wie­der in den tie­fen, ret­ten­den Schlaf.










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