Opera Cycle of Revelation

PETER HÜBNER  ·  DIE INSEL DES GLÜCKS

~ Der uralte Sonnenweg unserer Ahnen zu kosmischem Glück ~

nach den Forschungen, Sammlungen und Aufzeichnungen
der Gebrüder Grimm



Das gerechte Erkennen der Macht

Die Macht der Erleuchtung


Am nächs­ten Mor­gen saß der klei­ne Kna­be schon früh am Brun­nen und be­wach­te ihn wie­der­um.
Der Fin­ger tat ihm wie­der weh, und so fuhr er da­mit über sei­nen Kopf; da fiel un­glück­li­cher­wei­se ein Haar hin­ab in den Brun­nen. Er nahm es schnell her­aus, aber da war es schon ganz ver­gol­det, und sei­ne Fin­ger noch da­zu.

Das fei­ne Haar be­weist, daß die lau­te­re Wahr­heit auch auf die al­ler­kleins­ten, al­ler­feins­ten Din­ge ih­ren ver­gol­den­den Ein­fluß aus­übt; selbst wenn die Weis­heit mit dem un­wich­ti­gen De­tail ei­nes De­tails in Be­rüh­rung ge­bracht wird, so wirkt sie hier doch voll­kom­men ver­gol­dend; für die rei­ne Wahr­heit ist nichts zu klein oder zu ge­ring – als daß es nicht den vol­len Nut­zen aus ihr zie­hen könn­te.

Am drit­ten Ta­ge saß der Kna­be er­neut am Brun­nen und be­weg­te den Fin­ger nicht, auch wenn er ihm noch so weh tat.
Aber die Zeit ward ihm lang, und so be­trach­te­te er sein An­ge­sicht, wel­ches ihm vom Was­ser­spie­gel ent­ge­gen­schau­te.

Und als er sich da­bei im­mer mehr nach vor­ne beug­te und sich recht in die Au­gen se­hen woll­te, da fie­len ihm sei­ne lan­gen Haa­re von den Schul­tern her­ab in das Was­ser.
Er rich­te­te sich schnell in die Hö­he, aber das gan­ze Haupt­haar war schon ver­gol­det und glänz­te wie die Son­ne.

Wenn je­mand Wis­sen er­langt, so neigt er da­zu, das Wis­sen gleich in die Tat um­zu­set­zen; das ist ja auch der Zweck des Wis­sens, daß es sich in der Tat äu­ßert – so, wie die El­tern sich in ih­rem Kin­de äu­ßern.

Rei­nes Wis­sen for­dert sei­ner Na­tur nach die Schöp­fer­kraft ge­ra­de­zu her­aus, und es be­darf schon ei­nes gu­ten Ma­ßes an Übung, auf der Ebe­ne des rei­nen Wis­sens zu ver­har­ren – ohne in die Welt der Tat hin­aus­ge­schleu­dert zu wer­den.

Über die­se Übung ver­füg­te der Kna­be al­ler­dings nicht, und so dräng­te sein Fin­ger – das be­deu­tet: sein Or­gan des Han­delns – nach Be­we­gung.

Den­noch war der Kö­nigs­sohn am drit­ten Ta­ge schon stark ge­nug, sein äu­ße­res Han­deln zu un­ter­drü­cken – ei­ne gro­ße Leis­tung ganz in un­mit­tel­ba­rer Nä­he der rei­nen Wahr­heit, und sie kommt der­je­ni­gen Leis­tung gleich, daß je­mand es schafft, wenn er hier den Berg he­rauf­kommt und in die Nä­he des Rin­ges der in­ne­ren Geis­tes­übun­gen ge­langt, die Ge­scheh­nis­se der Wal­pur­gis­nacht, die ja dort vor dem Feld der Ein­heit mit gro­ßer schöp­fe­ri­scher Macht ent­facht wer­den, völ­lig zu un­ter­drü­cken, so daß er ganz ohne die­se be­son­de­ren Ein­drü­cke und Er­leb­nis­se den Wald der stil­len We­ge er­reicht.










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