Die Ge­schwis­ter stie­gen nun wei­ter den Berg hinan, und bald er­reich­ten sie die ers­te Ter­ras­se; und hier öff­ne­te sich vor ih­nen die ers­te Wald­lich­tung.

Als Mani nun vom Wald­ran­de ei­nen wei­te­ren Schritt auf die Lich­tung zu mach­te, da hauch­te sie plötz­lich ei­ne so grim­mi­ge Käl­te an, daß sie so­fort wie­der zu­rück­wich.

In der Mit­te der Lich­tung türm­ten sich rie­si­ge Eis- und Schnee­mas­sen him­mel­hoch em­por, und sie fühl­te sich ge­ra­de­wegs in die Eis­ge­bir­ge ih­rer Boots­fahrt zu­rück­ver­setzt.
Im hel­len Lich­te des Voll­monds sah Mani ein sehr un­ge­wohn­tes Schau­spiel.

Auf der rech­ten Sei­te der Lich­tung be­merk­te sie ei­nen schnee­weiß ge­klei­de­ten jun­gen Mann, der Ei­ses­käl­te ge­gen ei­ne auf ihn ein­stür­men­de Was­ser­flut blies, daß die­se sich wie ei­ne Kobra hoch vor ihm auf­bäum­te und ge­fror.

Da­bei hielt der Jüng­ling ei­nen sil­ber­nen Schild ge­gen die Eis­mas­sen ge­rich­tet, so als woll­te er ver­hin­dern, daß sie auf ihn her­ab­stürz­ten.

Ihm ge­gen­über er­späh­te Mani ei­nen an­de­ren, far­ben­präch­tig ge­klei­de­ten jun­gen Mann mit blau­em Man­tel, der die rie­si­ge Flut­wel­le mit ei­ner sil­ber­nen, viel­far­big schil­lern­den Peit­sche vor sich her­trieb.

Da­bei blies er auch in sie hin­ein und er­zeug­te mit sei­nem Atem über der auf­ge­wühl­ten See ei­nen sol­chen brau­sen­den Sturm, daß die Bran­dung mit un­ge­heu­rer Macht auf die Eis­mas­sen krach­te und tie­fe Schluch­ten in die auf­ge­türm­ten Käl­te­fel­sen brach.

Zwölf strah­len­de Män­ner und Frau­en um­sa­ßen auf sil­ber­nen Rich­ter­stüh­len den Platz und schau­ten der Übung auf­merk­sam zu.

Hin­ter dem Eis­bil­der saß auf ei­nem Reif­fel­sen ein Mann, der der Frost sel­ber zu sein schien.

Schnee­weiß wie milch­wei­ßes flie­ßen­des Eis wirk­te sei­ne sil­ber­glän­zen­de Klei­dung.
Sein grau­wei­ßer Bart war ein aus vie­len fei­nen Eis­zap­fen ge­bau­tes Kunst­werk; die­sem Bar­te schien al­ler Frost der Welt zu ent­strö­men.
Des Man­nes freund­li­che leuch­ten­de blaue Au­gen la­gen wach­sam auf dem Wir­ken sei­nes Zög­lings.

„Dies ist ein mäch­ti­ger Ver­wand­ter des Frost­rie­sen Hymir“, ver­nahm Mani ih­res Bru­ders Stim­me in ih­rem Ohr.
„Das Reif­rie­sen­ge­schlecht ver­wal­tet in der Na­tur die Kräf­te der Käl­te; des­halb lei­ten die­se Rie­sen auch al­le Übun­gen, bei de­nen sich der Schü­ler in der Macht über den Frost er­probt.